Im Streit um den Abriss einer alten Synagoge im nordrhein-westfälischen Detmold schlägt der Besitzer eine Versetzung des Gebäudes in ein Freilichtmuseum vor. In diesem Fall würde er den Bau an das Museum verschenken, sagte Rechtsanwalt Hendrik Schnelle dem »Westfalen-Blatt« im Interview.
Er wolle das Gebäude nicht sanieren oder an die Stadt verkaufen, sondern Parkplätze an Stelle der Synagoge errichten. »Die Sanierung dieses Denkmals ist ein Verlustgeschäft, aber Parkplätze in der Innenstadt sind wertvolle Wirtschaftsgüter«, so der Anwalt. Die Stadt hatte vorgeschlagen, in dem Gebäude einen Geschichts- und Erinnerungsort einzurichten.
»Wer auch nur ein ganz kleines bisschen Geschichtsbewusstsein hat, weiß, dass ein solcher Abriss mit unserer Historie nicht vereinbar ist«
Matitjahu Kellig, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford/Detmold
Vorwurf Die Jüdische Gemeinde in Detmold wirft Schnelle, den das Landgericht Detmold 2002 zu einer Bewährungsstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt hatte, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus vor. »Wer auch nur ein ganz kleines bisschen Geschichtsbewusstsein hat, weiß, dass ein solcher Abriss mit unserer Historie nicht vereinbar ist«, sagte der Gemeindevorsitzende Matitjahu Kellig der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das Gebäude wurde vor rund zehn Jahren von Forschenden als Hofsynagoge aus dem 17. Jahrhundert identifiziert. Das Haus ist damit eine der ältesten Synagogen in Norddeutschland. Die Jüdische Gemeinde hofft auf ein Museum oder eine Begegnungsstätte an dem Ort. Erwerb und Sanierung seien jedoch Aufgabe des Staates, so Kellig.
Eigentümer Schnelle erklärte erneut, er würde die alte Synagoge an die Jüdische Gemeinde vermieten - sofern sie die Sanierungskosten trage. Die Erlaubnis, das Denkmal abzureißen, will er vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster erstreiten. kna