An den ungarischen Literaturnobelpreisträger Imre Kertész (1929–2016) erinnert in Berlin künftig eine Gedenktafel. Sie wurde nach Angaben der Senatskulturverwaltung vom Freitag an dem Gebäude in der Meinekestraße in Charlottenburg angebracht, in dem das Mitglied der Akademie der Künste in Berlin wohnte.
Der 1929 in Budapest geborene Kertész wurde aufgrund antijüdischer Gesetze 1944 in Budapest verhaftet und zunächst in das Vernichtungslager Auschwitz, von dort in das Konzentrationslager Buchenwald und dessen Außenlager Tröglitz verschleppt. Nach der Befreiung kehrte er 1945 nach Budapest zurück und arbeitete als Journalist und Autor. Von 2001 bis 2012 lebte er in Berlin.
kz-erfahrungen In seinen Werken thematisierte er immer wieder KZ-Erfahrungen, so in seinem 1996 auf Deutsch erschienenen Roman eines Schicksallosen.
Im Oktober 2002 wurde Kertész mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Im selben Jahr wählte ihn die Akademie der Künste in Berlin zum Mitglied. Er starb 2016 im Budapest, nachdem er drei Jahre zuvor wegen einer Parkinsonerkrankung in seine Geburtsstadt zurückgekehrt war.
Im Tagebuch seiner Berliner Jahre finden sich den Angaben zufolge zahlreiche Einträge zu seinem Leben in der Meinekestraße und ihrer Umgebung, etwa eine kritische Anmerkung zu einer Gedenktafel für den Schriftsteller Robert Musil. 2002 notierte er demnach im Tagebuch, auf dem Berliner Ludwigkirchplatz sei ihm bewusst geworden, was mit ihm geschehe: »Ganz abgesehen von dieser Ruhe, den mächtigen Bäumen, den weißen Häusern an diesem Platz, von der Sicherheit und Gelassenheit, diesen äußeren Zeichen geistig-materiellen Wohnstands, habe ich noch niemals in Frieden gelebt.« epd