Köln

Ehrenring des Rheinlandes für Abraham Lehrer

Der Vizepräsident des Zentralrats wird für sein Engagement um die Demokratie ausgezeichnet

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  21.12.2023 12:07 Uhr

Ausgezeichnet: Abraham Lehrer Foto: Ulrike von Hoensbroech

Der Vizepräsident des Zentralrats wird für sein Engagement um die Demokratie ausgezeichnet

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  21.12.2023 12:07 Uhr

»Menschen wie Sie sind für ein gelingendes und friedliches Miteinander unserer Gesellschaft unverzichtbar.« Mit diesen Worten hat Anne Henk-Hollstein, die Vorsitzende der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), am Mittwochabend das vielfältige Engagement von Abraham Lehrer gelobt.

Eine Stadtgesellschaft, die kommunale Selbstverwaltung und letztlich die Demokratie könnten nur erfolgreich sein, wenn sie von Menschen mitgetragen werde, »die die Demokratie leben und lieben und für die Werte unserer Verfassung einstehen.«

Der LVR erkenne dies durch die Verleihung des Ehrenrings des Rheinlandes an. In ihrer Laudatio betonte die Vorsitzende, dass sich Lehrer seit Jahrzehnten für den interreligiösen und interkulturellen Austausch sowie »ein wertschätzendes Miteinander« einsetze. »Dabei haben Sie sich pragmatisch und sympathisch für Köln, das Rheinland und das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht.«

Als Beispiel nannte Henk-Hollstein das Festjahr »321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Als Gründungsmitglied des gleichnamigen Vereins, als Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln sowie als Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland habe Lehrer federführend an der Intention mitgewirkt, jüdisches Leben über die vergangenen 1700 Jahre bis heute stärker sicht- und erlebbar zu machen.

»Jüdisches Leben in Europa« sollte eine inhaltliche Fortsetzung auf europäischer Ebene erhalten.

Henk-Hollstein unterstrich, dass das Anliegen des Festjahres durch den federführend von Abraham Lehrer neu gegründeten Verein »Jüdisches Leben in Europa« eine inhaltliche Fortsetzung auf europäischer Ebene erhalten soll. Vor wenigen Wochen hatte Lehrer mit seiner kurzfristigen Absage als Redner bei der umstrittenen Friedenskundgebung der Initiative »Arsch huh« für Aufsehen gesorgt und dafür viel Anerkennung erhalten.

Worauf es Lehrer, laut Henk-Hollstein »ohne Zweifel ein ›naturalisierter‹ Kölner und Rheinländer«, ankomme: »Das Judentum, das Wissen um seine Bedeutung und Kultur muss bekannter werden, nicht nur als Opfer von Pogromen im Mittelalter und der Schoa. Vielmehr ist das Verbindende und Gemeinsame das, was unsere Gesellschaft gerade mit Blick auf Juden und Nichtjuden zusammenhält.«

Henk-Hollstein machte deutlich, dass jüdisches Leben in Deutschland erneut beziehungsweise immer noch gefährdet sei. »Heute mehr denn je.« Antijudaismus und Antisemitismus entstünden vielfach durch Unwissenheit und Unkenntnis. Lehrer engagiere sich daher intensiv hinsichtlich Wissensvermittlung und zeige: »Das Wissen um historische Verbundenheit stärkt die Zusammengehörigkeit in der Gegenwart und erleichtert das gemeinsame Gestalten der Zukunft.« Zur Überraschung des Geehrten überbrachte die LVR-Vorsitzende zudem persönliche Worte der Anerkennung des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete Lehrer als »geradlinigen Kölner und engen Berater«.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete Lehrer als »geradlinigen Kölner und engen Berater«. Sie dankte für dessen vielfältige Bemühungen, jüdisches Leben in Deutschland und eben auch in »unserem Köln« sichtbar zu machen – etwa im NS-Dokumentationszentrum oder durch die KVB-Bahn mit dem Schriftzug »Schalömchen«.

Abschließend dankte Lehrer in sehr bewegenden Worten für den Ring, den »ich mit Stolz tragen werde«. Trotz des ansteigenden Antisemitismus zeigte er sich optimistisch: »Ich befinde mich nicht auf einem sinkenden Schiff, wir müssen aber die schweigende Mehrheit mobilisieren.« Zeichen der Solidarität »aus der Mitte der Gesellschaft« stimmen ihn zuversichtlich: »Die jüdische Gemeinschaft lechzt nach diesen Zeichen des Beistands und der Solidarität.«

Der LVR stiftet den Ehrenring des Rheinlandes seit 2001. Er gilt als die höchste Ehrung, die der LVR vergibt. Damit werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise um den Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung in einem wachsenden Europa verdient gemacht haben.

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