Solidarität

Düsseldorf sagt Nein zu Judenhass

Die Mahnwache findet am Donnerstag um 17 Uhr auf dem Heinrich-Heine-Platz statt. Foto: dpa

Nach dem Übergriff auf einen Kippa tragenden Jugendlichen in Düsseldorf ruft das Bündnis »Düsseldorfer Appell« zu einer Mahnwache gegen Antisemitismus auf. Die Teilnehmer der für Donnerstag um 17 Uhr auf dem Heinrich-Heine-Platz angekündigten Veranstaltung sollen als Zeichen der Verbundenheit eine Kippa tragen, wie das Bündnis in Trägerschaft der Diakonie Düsseldorf am Dienstagabend erklärte. »Lasst uns zusammen ein klares und eindeutiges Zeichen des Miteinanders in Düsseldorf setzen«, heißt es in dem Aufruf.

Am späten Freitagabend war ein junger Mann mit Kippa offenbar aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit beleidigt und angerempelt worden. »Dieser feige, widerwärtige antisemitische Angriff ist der erste dieser Art in Düsseldorf und damit ein Angriff ins Herz unserer Wertvorstellungen von Demokratie, Toleranz und Vielfalt«, erklärte das Bündnis.

forderung Die Täter sollten hart bestraft werden, erklärte das Bündnis. Das gelte ebenso für islamistisch motivierte Täter wie für Rechtsradikale deutscher Herkunft. Es müsse gewährleistet ein, dass jüdische Bürger unbehelligt und sicher in Düsseldorf leben können.

Der Jugendliche hielt sich nach Angaben der Polizei am späten Freitagabend in der Düsseldorfer Altstadt auf, als er aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe junger Männer heraus beleidigt wurde. Einer der Männer habe den 17-Jährigen heftig angerempelt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Beleidigung und einfacher Körperverletzung.

Die Tatverdächtigen sollen circa 18 bis 23 Jahre alt sein. »Sie hatten schwarze Haare und schwarze Bärte. Einige von ihnen trugen weiße T-Shirts. Laut Angaben des Jugendlichen haben sie ein südländisches beziehungsweise nordafrikanisches Aussehen«, so die Polizei.

interreligiös Gegründet wurde der »Düsseldorfer Appell« nach einer Welle von fremdenfeindlicher Gewalt Anfang der 90er-Jahre. Zu den Unterstützern zählen unter anderem städtische Einrichtungen, die Polizei, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, die evangelische und katholische Kirche sowie die Jüdische Gemeinde Düsseldorf.

In einer ersten Reaktion hatte Michael Szentei-Heise, Direktor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, nach dem Angriff gesagt: »Um die Sicherheit von Juden in Deutschland steht es katastrophal.« Vor einiger Zeit noch habe er stets gesagt, dass man sich überall in Düsseldorf als Jude zu erkennen geben könne. »Diese Aussage ziehe ich jetzt zurück«, betonte Szentei-Heise.

Der in Nordrhein-Westfalen erscheinenden Zeitung »Express« sagte Szentei-Heise, dass die Anfeindungen häufig von Muslimen ausgingen, und zwar von solchen, »die schon lange in Deutschland leben«. Die Angriffe würden zudem »stets aus Gruppen heraus« geschehen. »Ich würde keinem Juden raten, in bestimmten Vierteln der Stadt mit vielen muslimischen Bewohnern Kippa zu tragen. Auch in der Altstadt nicht«, sagte der Direktor der Düsseldorfer Gemeinde.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ist mit etwa 7000 Mitgliedern die drittgrößte Gemeinde in Deutschland und gehört zum Landesverband der Jüdischen Gemeinden zu Nordrhein. Vorstandsvorsitzender der Gemeinde ist Oded Horowitz. epd/ja

Porträt der Woche

Zurück ins Land der Eltern

Liliana Goldstein de Kühne stammt aus Argentinien und folgte ihrer großen Liebe

von Gerhard Haase-Hindenberg  07.09.2024

Frankfurt

Resilienz finden

Der Jewish Women* Empowerment Summit diskutierte über die Folgen des 7. Oktober – und was Einzelnen nun helfen könnte

von Johanna Weiß  07.09.2024

Berlin

Von Generation zu Generation

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  06.09.2024

München

Schüsse aufs Konsulat: Bayern will Präventionskonzepte prüfen

Für eine Verschärfung des Sicherheitskonzepts des Münchner Oktoberfestes sieht Herrmann hingegen keinen Anlass

 06.09.2024

Kreuzberg

Zu Zondek ans Urban

Im Vivantes-Klinikum zeigt eine Ausstellung sieben Episoden aus dem Leben des einstigen Chefarztes Hermann Zondek

von Katrin Richter  06.09.2024

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

Potsdam/Berlin

Neue Stiftung für Ausbildung von Rabbinern nimmt Arbeit auf

Zentralratspräsident Schuster: »Die neue Ausbildung öffnet wichtige internationale Horizonte und Netzwerke innerhalb des liberalen und konservativen Judentums«

von Yvonne Jennerjahn  06.09.2024 Aktualisiert

Medien

»Unsere Zukunft in die Hand nehmen«

Jenny Havemann ist Organisatorin des zweitägigen »Media Tel Aviv – Israeli-European Summit«. Ein Gespräch über die deutsche Israel-Berichterstattung, Objektivität und den 7. Oktober

von Katrin Richter  06.09.2024

München

Rabbiner offerieren »Gemeindepaket«

Mit besonders auf kleine Gemeinden abgestimmten Dienstleistungen will die Europäische Rabbinerkonferenz halachische Standards aufrechterhalten

 05.09.2024