Super gehalten», rufen Racheli, Hanna und Anne vom Spielfeldrand: Torhüterin Antonia hat gerade einen gegnerischen Ball abgewehrt. Viel Zeit zum Jubeln bleibt nicht, denn Stürmerin Nina prescht in Richtung Makkabi-Tor und braucht die Unterstützung ihrer Teamkolleginnen. «Sarah, schön hoch vor’s Tor, pass zu Nina», feuern die Auswechselspielerinnen die Fußballerinnen auf dem Rasen an.
Es ist zwar nur ein Freundschaftsspiel, doch gewinnen wollen die Spielerinnen trotzdem, auch wenn es noch immer, selbst nach gut drei Jahren, vor allem der Spaß am Fußball ist, der sie zusammenbringt. An ihrem Verein schätzen sie das Familiäre und aneinander den Teamgeist, die Warmherzigkeit und die freundschaftliche Atmosphäre.
bilanz Die Makkabi-Frauen trainieren zweimal pro Woche. An den Wochenenden spielen sie Turniere in der dritten Berliner Bezirksliga. Das Freundschaftsspiel an diesem Sonntagnachmittag gegen Haselhorst gewinnt die gegnerische Mannschaft nach einem Halbzeitstand von 2:1 für Makkabi dann doch mit 4:2.
«Macht nichts», meint Racheli Hefter, die das Team vor drei Jahren gegründet hat. «Die Saison haben wir mit 16 Punkten und dem neunten Platz von elf Mannschaften in der Bezirksliga beendet», sagt die Stürmerin. Immerhin, das ist keine schlechte Bilanz für Makkabis deutschlandweit einzige jüdische Frauenmannschaft, meint Racheli.
Seit das Team von Trainer Martin Popov im August 2013 zum ersten Mal auf der Julius-Hirsch-Sportanlage in Berlin-Charlottenburg trainierte, hat sich viel verändert: Stellungsspiel und Technik haben sich verbessert, die Frauen spielen viel offensiver, lobt Trainer Popov. Mittlerweile könne er im Training Übungen anbieten, die über fünf bis sechs Stationen gehen. Das sei vor drei Jahren noch nicht möglich gewesen.
pässe Man merkt ihnen die gewachsene Vertrautheit an. Oft genügt ein Wort, ein Kopfnicken, und die Pässe sitzen. «Jetzt spielen wir endlich Fußball», sagt Abwehrspielerin Anne. «Anfangs war die Defensive unsere Stärke, jetzt gehen wir richtig ab und spielen viel mehr miteinander.» Das Spiel «sieht anders aus», findet Stürmerin Hanna.
Dass die Saison «eher durchwachsen» gelaufen sei, habe auch daran gelegen, dass Spielerinnen zwischenzeitlich aufgehört hätten oder zum Studium ins Ausland gegangen seien, sodass das Team an manchen Turnier-Wochenenden nur zu sechst statt zu siebt auf dem Platz stand.
Gegen Ende der Saison habe sich die Mannschaft wieder stabilisiert. Dennoch – von den derzeit 14 Makkabi-Frauen können nicht immer alle zum Training und zu den Spielen kommen. Deshalb suchen die Spielerinnen dringend Verstärkung.
Denn Ziel für die nächste Saison ist «ein besserer Platz in der dritten Kreisliga», sagt Racheli. «Im Mittelfeld anzukommen, wäre langfristig schon schön», schiebt Anne hinterher. Spaß und Ehrgeiz scheinen sich in der Mannschaft gut zu ergänzen. Sie seien «ehrgeizig, aber nicht verbissen».
neugier Doch nicht nur technisch hat sich die Mannschaft weiterentwickelt: Drei Spielerinnen haben inzwischen Kinder bekommen, nach der Babypause ging es weiter mit dem Training. In den Halbzeitpausen werden die Babys von den Spielerinnen abwechselnd geknuddelt, in den Schlaf geschaukelt oder mit Keksen, Äpfeln und Trillerpfeifen versorgt. Makkabi verbindet eben, sagen sie, nicht nur auf dem Rasen.
Dazu mag neben gemeinsamen Festen zu Chanukka und Purim auch die erste Teamreise nach Israel beigetragen haben. «Wir werden sowieso schon die ganze Zeit damit konfrontiert, dass wir in einem jüdischen Verein spielen», sagt Hanna. «Was bedeutet es, dass wir Hamantaschen essen oder Apfel in Honig tauchen?»
Antisemitische Anfeindungen hätten sie zwar bislang keine erlebt, immer wieder aber gebe es fragende Blicke, etwa, wenn sie zu Beginn eines jeden Spiels den traditionellen Makkabi-Gruß «Makkabi chai!» rufen.
kfar saba «Die meisten im Team sind nicht jüdisch und wollten die Wurzeln von Berlins jüdischem Fußballklub kennenlernen», sagt Racheli, deren Mutter Israelin ist. Jerusalem, Tel Aviv, Totes Meer und sogar ein Freundschaftsspiel gegen die Damenmannschaft von Maccabi Kfar Saba standen auf dem Programm, aber auch Purimfeiern in den Straßen Jerusalems. Einige hatten sich verkleidet, gemeinsam besuchten sie eine Synagoge, erzählt Racheli.
Sie habe alles noch viel intensiver aufgenommen und empfunden, schwärmt Anne, gerade weil die Reise eine Art «Gruppenfahrt» war: mit geteiltem Badezimmer und Doppelstockbetten im Hostel. Die Reise habe sie auch als Team noch enger zusammengeschweißt, bestätigt Torhüterin Cathy.
Gerne würden sie bald wieder nach Israel fahren, am liebsten 2017 zur Makkabiade. Doch vorher heißt es: dribbeln, Pässe üben und Mitspielerinnen für die 14-köpfige Mannschaft suchen. Und das Team aus Kfar Saba zu einem Gegenbesuch nach Berlin einladen.