In Dresden rufen verschiedene Vereine und Organisationen für diesen Donnerstag zu einer Kundgebung vor der Synagoge am Hasenberg gegen Judenhass und Antisemitismus auf. Unter dem Motto »Antisemitismus bleibt Antisemitismus« wollen sie ab 18 Uhr mit der Aktion ihre »Solidarität mit jüdischem Leben deutlich zeigen«. Eine wachsende Judenfeindlichkeit sei nicht erst seit der Eskalation des Konfliktes zwischen Israel und Palästina zu beobachten, heißt es in dem Aufruf.
»Aktuell tritt die ›Querdenken‹-Bewegung ungeniert mit Davidsternen und Impfspritzen am Revers auf und setzt die Corona-Schutzmaßnahmen mit den nationalsozialistischen Verbrechen gleich», betonen die Initiatoren. Angriffe auf die jüdische Gemeinde, auf Jüdinnen und Juden nehmen zu – bundesweit und auch in Sachsen.
Zivilgesellschaft Organisationen wie die Opferberatung RAA Sachsen, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden, das Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen, HATiKVA oder auch Herz statt Hetze, die auch Partner in der gemeinsamen Arbeit mit der Gemeinde sind, seien von sich aus auf die Gemeinde zugekommen, sagt die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen. Die Vertreter der Organsationen wollten sich zivilgesellschaftlich engagieren, erklärte sie weiter.
Nora Goldenbogen begrüßt die Initiative. »Auch, wenn es sich die unmittelbaren Aktionen nach dem Nahostkonflikt schon etwas beruhigt habe«, sei das Problem »ja noch nicht aus der Welt«, sagt Goldenbogen. »Deswegen ist so ein Zeichen gut und wichtig.« Es müsse nur ein irgendwie gearteter Anlass auftreten, »und dann wird wieder deutlich, wie stark das Problem des Antisemitismus in vielen Facetten Deutschland erschüttert«. Das bemerkten auch die Gemeindemitglieder.
»Wir haben in Sachsen sehr spät angefangen, uns dieses Themas anzunehmen.«
Nora Goldenbogen
Ihrer Meinung nach, so Goldenbogen, hat sich »das Thema Antisemitismus bei uns über mehrere Jahrzehnte aufgebaut. Und hat auch deswegen diese Dimension erreicht. Wir haben auch in Sachsen sehr spät angefangen, uns dieses Themas anzunehmen«, kritisiert die Landesverbandsvorsitzende. »Wenn es auch ein deutschlandweites Problem ist, es ist aber auch unser Problem.« Das zeige sich deutlich an den Wahlergebnissen der AfD. »Und die werden wir zur Bundestagswahl wieder sehen«, ist Goldenbogen sicher.
Unterstützung Goldenbogen sieht den Antisemitismus als »teilweise tiefgreifend verwurzelt«. Wenn man an die rechten Aufmärsche und die Umdeutungsversuche der Geschichte zum 13. Februar denke, dann were klar, dass es diese Verwurzelung seit Langem gäbe. »Da brauchen wir sowohl die Unterstützung des Staates, der politischen demokratischen Parteien als auch die Zivilgesellschaft. Und deswegen bin ich froh, wenn dann eben eine solche Aktion kommt wie die am Donnerstag.«
Aufgerufen zur Solidaritätskundgebung am Hasenberg sind auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Dresden selbst. Sprechen werden der Gemeindevorsitzende Michael Hurshell und die Vorsitzende der Repräsentanz, Ekaterina Kulakova. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sei angefragt. (mit epd)