Bühne

Drei Stücke an drei Tagen

So spielt das Leben – Jugendliche der Theatergruppe Lo Minor Foto: Marina Maisel

Gibt es sowas – jeden Abend ins Theater zu gehen? Die Theatergruppe Lo-Minor der IKG München macht’s möglich. Eine Woche lang war das Publikum anlässlich der 7. Theatertage zu Aufführungen eingeladen – mit jeweils zwei Vorstellungen am Tag. Alle drei Altersgruppen waren aktiv.

»Der erste Tag ist für mich der wichtigste Tag«, erzählt Theaterleiterin Anastasia Komerloh, »weil dort meine Lieblinge auftreten, und zwar die ganz jungen, ganz kleinen Schauspieler.« Elf Neandertaler entführen die Zuschauer in die Steinzeit und in eine Geschichte, in der sich alles um die Liebe dreht. Kuka, gespielt von der elfjährigen Natali Schörkin, und Baks, gespielt vom zwölfjährigen Michael Uschakov, sind ineinander verliebt. Doch die Eltern von Kuka wünschen ihrer Tochter einen anderen Mann, und zwar den reichen Dodo.

Voller Witz, Humor und überbordender Fantasien ist das Theaterstück, das ursprünglich von dem kasachischen Autor Valeriy Kolomeez stammt und von Anastasia Komerloh umgeschrieben und mit Gedichten und Liedern bereichert worden ist. Die kleinen Darsteller durften das Stück mitgestalten. Sie entführen die Besucher in eine Welt, in der es um Blinddate und Mode ebenso geht wie um Träume und die Zukunft. Theaterpädagogin Komerloh war zufrieden: »Die Kinder haben improvisiert, sie haben auf der Bühne gelebt und selbst ihr Spiel genossen – das ist richtiges Schauspiel!«

Sketche »Nichts los!« hieß das Stück, das die sogenannte Mittlere Gruppe von Lo-Minor für die Theatertage vorbereitet hat. Seit zwei Jahren existiert die Gruppe und bekam erst vor drei Monaten große Verstärkung. Jetzt gehören 22 Schauspieler zu dieser dynamischen Gruppe, die alle miteinander das Stück von der Idee bis zum fertigen Text entwickelten. Ganz im Gegensatz zum Titel wirbelten lustige, humorvolle Geschichten, Sketche, Satiren und Humoresken nur so auf der Bühne herum. Der 15-jährige Toni Kurockin spielt schon seit zwei Jahren in der Gruppe und verdankt dem Theater viel: »Ich bin offener geworden. Ich kann improvisieren, zum Beispiel bei Referaten in der Schule. Ich hatte noch nie so viele Freunde. Es war wie ein Überschlag für mich. Theater ist wie eine Droge.«

Die musikalische Komödie »Ein Möchtegern Detektiv« ist eine weitere Premiere bei der Theaterwoche. Die Idee stammt aus drei Stücken von Woody Allen und wurde im Stil der 30er-Jahre inszeniert. Die Namen wurden geändert, Musik und Lieder der Comedian Harmonists hinzugefügt. Perfektes Spiel, präzise Bewegungen und mitreißender Gesang – all das zeigte die Gruppe der ältesten Lo-Minor-Mimen. Die Schauspieler Ekaterina Domashevskaya, Lena Lobanova, Elena Katsirova und Alexsandr Tagiev sind der Gemeinde schon lange bekannt.

Neben Studium und Beruf widmen sie ihre Freizeit dem Schauspiel, in dem, wie sie verraten, sie nicht nur »Adrenalin«, sondern auch »Inspiration« für den Alltag finden. Für die 24-jährige Joanna Gamburzew-Dadoun ist Schauspiel sogar zum Beruf geworden. Im September beginnt sie ihr Studium in der Schauspielschule in Ulm.

Engagement Ein Abschlusskonzert am letzten Abend krönt die Theaterwoche. Zusammen mit dem Publikum und Vertretern des Jugendzentrums »Neshama« kreieren die Schauspieler aller Altersgruppen einen unterhaltsamen Abend. Anastasia Komerloh bedankt sich bei den Eltern für die Unterstützung. In der »Ausbildung der Schauspieler« sieht die Theaterpädagogin ihre Hauptaufgabe. Bei dieser Aufgabe unterstützen sie die Musikpädagogin Luisa Pertsovska und der Choreograf Stanislav Kuharkov. Sie stehen der Theatergruppe immer zur Seite. Bühnenbild und Dekorationen liegen in den professionellen Händen der Kunstpädagogin Svetlana Durkova. Und nicht zu vergessen: Für das leibliche Wohl der Theaterwoche sorgte Lilia Udler und bereitete köstliche Mahlzeiten für die Schauspieler zu.

Für das enorme Engagement bedankte sich die Leiterin der Theatergruppe bei Galina Ivanizky, die die Arbeit des Jugendzentrums meisterhaft managt, und beim Jugendleiter Zvi Bebera, der die Theatergruppe immer unterstützt. Unter lautem Applaus bekommt die Leiterin der Theatergruppe schließlich einen Blumenstrauß. Mit der Hymne der Theatergruppe Lo-Minor »Harbeh Panim«, die alle gemeinsam singen, endet die Theaterwoche. Nach dem Abschlusskonzert versammelten sich noch einmal alle Schauspieler auf eine Tasse Tee im Kostümraum. »Wir sind ein bisschen traurig. Das alles, auf das wir so gewartet haben, ist leider schon wieder vorbei«, fasst Elena Katrisova die Gefühle der Gruppe zusammen. Doch Kopf hoch. Nicht umsonst heißt Lo-Minor »Nicht traurig!« Und warum auch. Schon bald geht der Vorhang für Lo-Minor wieder auf!

Makkabi

Aus der Sukka zur Maccabiah

Im kommenden Jahr erwartet die Makkabäer der große Wettbewerb in Israel. Nun kamen die Athletinnen und Athleten zum Training zusammen

von Stefan Laurin  31.10.2024

Virtual Reality

Virtuelle Charlotte Knobloch führt durch das München von 1938

In einem neuen Virtual-Reality-Projekt führt ein Avatar von Charlotte Knobloch durch München während der Pogromnacht 1938

von Christiane Ried  30.10.2024

Frankfurt

Raum für Debatten

Die Jüdische Akademie und die Goethe-Universität unterzeichnen einen Kooperationsvertrag. So wollen beide Institutionen die Verbundforschung stärken

von Doron Kiesel  30.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Zeitz

Reinhard Schramm warnt vor Zweckentfremdung von Spendengeldern

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wirbt im Spendenstreit für Simon-Rau-Zentrum

 28.10.2024

Stuttgart

Lebensbejahende Botschaft

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs feierte das Neujahrsfest

von Brigitte Jähnigen  27.10.2024

München

Wunden, die nicht heilen

Tausende zeigten auf dem Odeonsplatz Solidarität mit Israel. Die IKG lud am Jahrestag des Hamas-Massakers zu einem Gedenkakt in die Synagoge

von Luis Gruhler  27.10.2024

Oper

Kammeroper »Kabbalat Shabbat« in Berlin

Die Zuschauer werden zu einem Schabbatmahl eingeladen. Die Oper ist die erste, die auf Hebräisch in Deutschland interpretiert wird

von Christine Schmitt  23.10.2024

Kunstatelier Omanut

Beschallung mit wunderbaren Stimmen

Judith Tarazi über das erste Inklusions-Konzert, Vandalismus und offene Türen

von Christine Schmitt  22.10.2024