Das erste Lächeln zeigt Avigdor Lieberman an diesem Freitag gegen 12.30 Uhr. Diplomatische Gespräche liegen schon hinter ihm, ein Besuch im Olympischen Dorf und die Synagogenbesichtigung. Er steht im Gemeindezentrum am St. Jakobsplatz und spricht auf Russisch zu mehr als 100 älteren Ehrenamtlichen, die mit großen Augen dem israelischen Außenminister lauschen. Er redet darüber, dass Bayern das freundlichste der 16 Bundesländer sei, über seine Freude an einer großen Gemeinde in München und über die Bedeutung der Verbundenheit Israels mit anderen Ländern. Um diese Verbundenheit zu stärken, sei er nach München gekommen.
Denn heute wird das besiegelt, was seit einem halben Jahr bekannt ist: München bekommt ein israelisches Generalkonsulat. Dafür hat Lieberman mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) heute die Verträge unterzeichnet. Ein historisches Ereignis – nicht nur, weil München als einzige Stadt außer Berlin eine diplomatische Vertretung haben wird, sondern auch, weil die Stadt einstige »Hauptstadt der Bewegung« ist und hier bei einem Attentat palästinensischer Terroristen bei den Olympischen Spielen 1972 elf israelische Sportler getötet wurden.
Festakt Zur Feierstunde kamen zahlreiche Gäste in den Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei, darunter der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle und der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (beide CSU), ebenso Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Zentralratsvize Josef Schuster sowie der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Nürnberg, Arno Hamburger, und der Zeitzeuge Max Mannheimer.
Ministerpräsident Seehofer zeigte sich erfreut über das künftige Konsulat. Die Entscheidung für die Stadt sei »eine besondere Anerkennung für München«, erklärte er. Auch Lieberman unterstrich die verbindende Wirkung eines neuen Konsulats, die die sehr gute Zusammenarbeit vertiefen werde. Bei einer anschließenden Zeremonie im Olympischen Dorf gedachte er gemeinsam mit der Athletin Esther Roth Shachamorov und Vertretern der Gemeinde der Opfer des Attentats von 1972. Danach besuchte er die 2006 eröffnete Synagoge und das Gemeindezentrum.
Zwischenstopp Auf dem Weg dorthin hatte Lieberman einen ungeplanten Zwischenstopp gemacht: Er besichtigte das Gebäude, in dem der designierte Konsul, Tibor Shalev-Schlosser, im Sommer seine Arbeit aufnehmen wird. Der Standort ist eine Übergangslösung. Wo das Konsulat auf Dauer hinziehen soll, ist noch unklar. Seehofer betonte, man hoffe, bald ein geeignetes Objekt zu finden. Oberbürgermeister Ude versprach, die Stadt werde tun, »was sie nur überhaupt tun kann«.