Träume müssen nicht Träume bleiben. Träume können Wirklichkeit werden. Die Gründung und die Existenz Israels sind seit mittlerweile 75 Jahren der Beweis dafür, betonte der Historiker Julius Schoeps bei der Feier der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Die DIG hatte am 14. Mai, dem Tag von Israels Staatsgründung, eingeladen, um auf die Transformation vom Traum in die Wirklichkeit anzustoßen.
Vor 75 Jahren, am 14. Mai 1948, verlas David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel. Der neu gegründete Staat wollte ein »sicherer Hafen für das jüdische Volk« sein, so Volker Beck, Präsident der DIG. Das junge Land habe damals die Hoffnung gehabt, seinen Nachbarn die Hand als Zeichen zum Frieden zu reichen. Jedoch wenige Stunden nach der Gründung erklärten diese Israel den Krieg. 75 Jahre später steht Israel noch immer unter Beschuss.
Bedrohung Mehr als 1000 Raketen sind in den vergangenen Tagen auf das Land abgefeuert worden. Trotzdem hat sich der jüdische Staat bis heute behauptet. Es seien gerade die »Lebenslust und Lebensfreude, die die Israelis trotz der nicht enden wollenden Bedrohung tagtäglich demonstrieren, die dieses Land so beeindruckend machen«, sagte die Vizepräsidentin der DIG, Anna Staroselski.
Israel sei einem ständigen »Stresstest« ausgesetzt, so der israelische Botschafter, Ron Prosor. »Wir werden für unsere Sicherheit nie wieder abhängig von jemand anderem sein.« Es sei Aufgabe jedes demokratischen Staates, seine Bürger zu schützen. Dabei passieren Fehler. Nur Israel werde dabei stets kritisiert. Prosor wies generell auf die Doppelmoral hin, mit der Debatten über den Nahen Osten geführt werden. Eine bedeutende Rolle spiele dabei die deutsche Berichterstattung, so die Schriftstellerin Mirna Funk. Was in deutschen Medien über Israel berichtet werde, stimme oft nicht mit der Realität überein.
In Deutschland fürchtet man derzeit aufgrund der Justizreform um die Demokratie in Israel. Es sei bislang allerdings noch niemand auf die Idee gekommen, den Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, nach 18 Jahren Amtszeit nach demokratischen Wahlen zu fragen, so Prosor. In Israel sehe man dagegen die demokratische Struktur an den Protesten gegen die Reform. Besorgniserregend wäre es, würde die israelische Bevölkerung nicht protestieren.
Sämtliche Referenten des Abends betonten die Notwendigkeit von Begegnungen und Beziehungen. Mit dem Abraham-Abkommen sei eine »Zeitenwende« eingetreten, so der israelische Botschafter. Die Möglichkeit, einander zu besuchen und kennenzulernen, sei nicht zu unterschätzen. So hätten einige etwa erstaunt feststellen müssen, dass Juden gar keine »Hörner haben«, witzelte er.
Begegnung Auch Christine Mähler von ConAct betonte die Wichtigkeit von Begegnungen. ConAct ermöglicht den deutsch-israelischen Jugendaustausch. Die Begegnungen, die dabei entstehen, seien die Basis für spätere Beziehungen. Im Vordergrund stünden hierbei die Erfahrungen, die es überhaupt erst erlauben, die eigenen Bilder infrage zu stellen. Um Vorurteile abzubauen, wünschte sich der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour, dass man einander auf Augenhöhe begegne.
Damit der Traum Wirklichkeit bleibt, genügen indes nicht immer Dialoge. Israel muss sich verteidigen. Das haben die letzten 75 Jahre gezeigt. Selbst für den Festakt in Berlin musste man an der Tür etwas Geduld mitbringen. Das lag nicht an dem starken Andrang, sondern daran, dass die Namen der Besucher mit den Anmeldelisten und die wiederum mit dem Personalausweis, abgeglichen werden mussten. Eine ganz normale Routine, wenn die DIG zu einer Veranstaltung einlädt. Die reale Bedrohung auch hierzulande macht es nötig.