Etwa 800 Menschen haben am Samstag in Hannover nach Polizeiangaben gegen Extremismus und Antisemitismus demonstriert. Bei der Kundgebung unter dem Motto »Demokratie stärken« sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne): »Es gibt sehr viel Hass in diesem Land.« Rassismus zeige sich tagtäglich. Zugleich gebe es Menschen, die den Hass zur Seite schöben. Tausendfach engagierten sie sich dafür, das Leben besser zu machen. Sie setzten sich für den Klimaschutz ein und gegen Rassismus und Faschismus.
Zu der Versammlung gegenüber dem niedersächsischen Landtag hatten der Freundeskreis Hannover und die Initiative »bunt statt braun« aufgerufen. Angesichts der Herausforderungen für die Demokratie sei es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen, sagte Konstanze Beckedorf vom Freundeskreis. So sei es in Hannover erneut und mehrfach zu antisemitischen Vorfällen und diskriminierenden Ausgrenzungen gekommen.
In der Nacht zu Freitag hatten Unbekannte rassistische und antisemitische Schmierereien an das Rathaus gesprayt, die auch persönliche Anfeindungen gegen den Oberbürgermeister enthielten. Dort habe unter anderem »Kanake« gestanden, sagte Onay und fügte unter Applaus an: »Ja, ich bin Gastarbeiterkind und ich bin wahnsinnig stolz darauf.« Wenn Muslime bedroht würden, dann sei er Moslem. »Und wenn jüdisches Leben in dieser Stadt bedroht ist, ja, dann bin ich der jüdische Oberbürgermeister.«
Hannover stehe für Vielfalt, Respekt und Zusammenhalt
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hannover hat Fotos von den Schmierereien verbreitet. Onay sagte: »Dieses schockierende Ereignis trifft nicht nur mich, sondern unsere ganze Stadt.« Hannover stehe für Vielfalt, Respekt und Zusammenhalt. Diese Werte würden durch die Schmierereien angegriffen.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft sieht in den Schmierereien eine neue Dimension von Hetze und Bedrohung. Diese richteten sich gegen Juden, gegen Menschen mit Migrationshintergrund und gegen Repräsentanten dieses demokratischen Staates, sagte der Vorsitzende Kay Schweigmann-Greve. Auch an anderen Gebäuden oder an der Gedenkstätte für NS-Opfer im Stadtteil Ahlem habe es Schmierereien gegen Israel, Aufrufe zu Attentaten und Vandalismus gegeben. epd