»Der Prozess läuft, sagt Wadim Laiter, der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg. »Die Weichen sind gestellt.« Ein langer Prozess des Wartens und Aushandelns aller Rahmenbedingungen ist beendet. Jetzt sucht eine Jury den besten Entwurf für den Synagogenneubau. Spätestens Ende 2023 soll alles fertig sein.
Geplant sind eine Mikwe, ein Betsaal für rund 100 Personen sowie Räume zum Feiern mit angeschlossener Küche und ein Büro. »Mit dem Neubau wird jüdisches Leben, das traditionell mitten im Zentrum von Magdeburg seinen Platz hatte, dorthin zurückgeholt, wo es hingehört: deutlich sichtbar mitten in die Stadt«, erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Erwähnung Die neue Adresse in der Julius-Bremer-Straße 3 liegt unweit jenes Ortes, an dem bis 1938 die frühere prächtige Synagoge stand. Magdeburg gehört in Mitteldeutschland zu jenen Städten, in denen sehr früh eine jüdische Gemeinde erwähnt worden ist. Hier war um 965, in der Zeit von Kaiser Otto I., die Rede von Juden, um 973 räumte ihnen Otto II. Privilegien ein. Jüdische Händler siedelten und nutzten die Wasserwege der Elbe als Handelsrouten.
Geplant sind eine Mikwe, ein Betsaal für rund 100 Personen sowie Räume zum Feiern mit angeschlossener Küche und ein Büro.
Auch heute gibt es wieder jüdisches Leben in der Stadt. »Alle Formalitäten sind geklärt«, sagt Laiter, auch die Einträge im Grundbuch und damit die Eigentumsfragen von Grundstück und Gebäude. Die Stadt Magdeburg wird 700.000 Euro geben, das Land Sachsen-Anhalt 2,8 Millionen Euro.
»Die jüdische Gemeinschaft erhält endlich ein modernes Gotteshaus, das sie für ihre weitere Entwicklung dringend benötigt. Aber auch das Land und die Stadt, die gesamte Bürgergesellschaft ›brauchen‹ diese neue Synagoge«, sagt Reiner Haseloff.
Gemeinden Genau in diesem Satz steckt auch ein winziges Problem. Denn in Magdeburg gibt es zwei jüdische Gemeinden. Jene mit Wadim Laiter als Vorsitzenden und etwa 415 Mitgliedern, die eher modern-orthodox ausgerichtet ist. Und jene, die sich liberal verortet und als »Jüdische Gemeinde zu Magdeburg e.V.« 110 Mitglieder hat. Larissa Koshevnyuk ist hier die Vorsitzende. Sie bedauert, dass am Neubau der Synagoge ihr Verein derzeit nicht beteiligt ist, weder inhaltlich noch logistisch. Man habe sich nicht verständigen können, heißt es im Hintergrund.
Laiter sieht keinen Konflikt: »Wir reichen allen Juden dieser Stadt die Hand.« Seine Gemeinde freue sich auf den Neubau. Die Gesamtkosten werden rund 3,4 Millionen Euro betragen. Man sei auf weitere Spenden angewiesen. »Ich bin Deutschland dankbar, weil mir die Möglichkeit gegeben wurde, hier meine Religion auszuüben, ich komme aus einer traditionellen jüdischen Familie«, betont er.
In der Staatskanzlei ist man sich der Diskrepanzen bewusst und versucht, die Streitigkeiten beizulegen mit einem Ziel: »Die neue Synagoge soll nach dem Willen aller Beteiligten ein Ort der Begegnung werden, auch zwischen den Religionen und auch zwischen den unterschiedlichen Ausprägungen jüdischen Lebens, die es heute zum Glück auch in Magdeburg wieder gibt.«