Jewrovision

»Die Vorfreude ist extrem groß«

Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann Foto: Thomas Lohnes/Zentraltrat der Juden

Jewrovision

»Die Vorfreude ist extrem groß«

Daniel Botmann über ein ganz besonderes Event zum jüdischen Gesangs- und Tanzwettbewerb des Zentralrats der Juden

von Philipp Peyman Engel  18.06.2021 13:00 Uhr

Herr Botmann, der Zentralrat der Juden in Deutschland musste die Jewrovision coronabedingt auch dieses Jahr leider absagen. Doch am Sonntag findet ein ganz besonderes Event zur Jewrovision statt. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
Wir haben dieses und letztes Jahr lange mit uns gerungen, ob und wie wir die Jewrovision trotz der Pandemie live und mit Publikum durchführen können. Es gab auch sehr gute Ideen für hybride Formate, aber mit jeder neuen Corona-Welle wurde unsere Hoffnung leider gebremst. Deshalb haben wir uns nun entschieden, die Jewrovision ins Digitale zu verlegen, um den Kindern und Jugendlichen, die so lange und so hart und mit viel Leidenschaft an ihren Auftritten gefeilt haben, trotzdem etwas anzubieten. Am Sonntag ab 15 Uhr startet nun also live auf YouTube und Facebook eine große Jewrovision-Show, mit allen Vorstellungsvideos der 15 Jugendzentren – und vielem mehr. Quasi schon mal als Vorgeschmack auf die »richtige« Live-Jewrovision im nächsten Jahr. Man darf sehr gespannt sein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie groß ist die Vorfreude nach der langen Zwangspause?
Extrem groß! Es ist ein bisschen wie das erste Stück Essen nach dem Fasten an Jom Kippur: Nach dem langen Verzicht schmeckt das immer besonders gut.

Bei jedem Jewrovision-Event ist immer die große Frage, wer der Moderator sein wird. Wer wird diesmal durch die Veranstaltung führen?
Benny Solovei, ein bekannter und beliebter Freund aus der Jewrovision-Familie. Die allermeisten werden ihn kennen, er hat zum Beispiel die Jewrovision 2018 in Dresden moderiert. Zwischen den einzelnen Vorstellungsvideos wird es zudem Interviews mit besonderen Gästen geben. Auch einige Jugendzentren werden zum Beispiel davon berichten, wie sie die letzten anderthalb Jahre erlebt haben. Einige Jugendzentren bieten zu dem Event auch ein großes Public Viewing an. So langsam geht es wieder richtig los.

Der Zentralrat der Juden hat während der Corona-Pandemie viele Online-Formate angeboten, um den Kontakt zu den Jugendlichen zu halten. Können Zoom und Instagram-Live ein gleichwertiger Ersatz für richtige Begegnungen sein?
Die Online-Treffen waren extrem wichtig, um den Kontakt zu halten. Für die Kinder und Jugendlichen waren sie, würde ich sagen, essenziell. Während der Pandemie waren die Online-Treffen oft die einzige Möglichkeit, Freunde zu treffen. Die Jugendzentren waren in den letzten anderthalb Jahren viel geschlossen. Die Jugendlichen waren sehr verantwortungsvoll und haben auf Kontakte verzichtet, um ältere, vorerkrankte Menschen und nicht zuletzt sich selbst zu schützen. Da waren diese Online-Formate wirklich Gold wert. Aber ein gleichwertiger Ersatz für direkten Kontakt und Austausch können sie niemals sein. Wir haben das Beste aus der Situation gemacht. Aber jetzt sind wir froh, dass es langsam wieder losgehen kann.

Glauben Sie, dass die neuen Online-Formate, die sich während der Pandemie etabliert haben die, Gemeindearbeit verändern werden?
Einiges wird sicher bleiben. Wahrscheinlich wird es künftig mehr hybride Veranstaltungen geben. Aber die Zeit, die ausschließlich Online-Treffen erlaubt, ist wohl bald vorbei. Zum Glück.

Die Jewrovision 2020 in Berlin musste letztes Jahr quasi in letzter Minute abgesagt werden. Gehen Sie davon aus, dass die Veranstaltung nächstes Jahr endlich wieder stattfinden kann?
Vielleicht vorher noch kurz ein persönliches Wort zur abgesagten Jewrovision im Frühjahr 2020: Das war für uns alle eine irrsinnig schwierige Entscheidung. Es ist eine Großveranstaltung, die viele Monate im Voraus geplant wird. Es war alles fertig. Das gesamte Material war bereits im Hotel. Sogar die Gebetbücher haben in der für die Jewrovision eingerichteten Synagoge ausgelegen. Es war alles vorbereitet, nur die Jugendlichen haben noch gefehlt. Das war sehr hart! Die Jugendlichen bereiten sich ein ganzes Jahr lang vor und fiebern diesem einen Wochenende so entgegen. Aber es hätte keine andere Entscheidung geben können. Die Corona-Pandemie hat uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber nun zu Ihrer Frage, ich bin sehr zuversichtlich, dass die Jewrovision im nächsten Jahr wieder regulär stattfinden kann. Diese Aussage steht natürlich unter dem Vorbehalt, wie sich die pandemische Lage entwickelt beziehungsweise ob und wie stark uns eine mögliche vierte Welle erwischt. Wir haben bereits mit den Vorbereitungen begonnen und können zwischenzeitlich auf einige Erfahrungen bei Präsenz-Veranstaltungen zurückgreifen. Das stimmt uns sehr zuversichtlich.

Inwiefern?
Wir haben am vergangenen Wochenende in Bad Sobernheim zum ersten Mal seit Ende des großen Lockdowns ein großes Seminar in Präsenz durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem dortigen Gesundheitsamt wurde ein Hygienekonzept erarbeitet, das sehr gut funktioniert hat. Zusammen mit regelmäßigen Testungen war das für alle Teilnehmer eine sehr schlüssige und vor allem sichere Angelegenheit. Das macht uns großen Mut für weitere Präsenz-Veranstaltungen. Wir nähern uns, Schritt für Schritt und sehr achtsam, wieder dem normalen Leben an.

Mit dem Geschäftsführer des Zentralrats der Juden sprach Philipp Peyman Engel.

Mehr Infos unter facebook.com/jewrovision, youtube.com/jewrovision und www.jewrovision.de.

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025

Feiertage

Hymne auf die Freiheit

Der Alexander-Moksel-Kindergarten führte im Gemeindezentrum ein Pessach-Musical auf

von Vivian Rosen  17.04.2025

Berlin

Mazze als Mizwa

Das Projekt »Mitzvah Day« unterstützt die Berliner Tafel mit einer Lebensmittel-Spende

von Katrin Richter  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Jewrovision

»Schmetterlinge im Bauch«

Nur stilles Wasser trinken, noch einmal gut essen, dann geht es auf die Bühne. Die Moderatoren Masha und Gregor verraten, wie sie sich vorbereiten und mit dem Lampenfieber umgehen

von Christine Schmitt  16.04.2025

München

Hand in Hand

Ein generationsübergreifendes Social-Media-Projekt erinnert an das Schicksal von Schoa-Überlebenden – Bayern-Torwart Daniel Peretz und Charlotte Knobloch beteiligen sich

von Luis Gruhler  15.04.2025

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025

Porträt der Woche

Eigene Choreografie

Galyna Kapitanova ist IT-Expertin, Madricha und leitet eine Tanzgruppe

von Alicia Rust  14.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025