Wie diffizil, schwierig und aufwendig die Bewahrung des Alten Israelitischen Friedhofs ist, zeigt sich an der Aussegnungshalle. Das in den Jahren 1881 und 1882 errichtete Bauwerk im Stil der Neo-Renaissance steht unter Denkmalschutz und hat bereits eine »kosmetische Behandlung« hinter sich.
Um die Bausubstanz abzusichern und nicht weiter zu gefährden, wurden zwischen 2003 und 2010 aufwendige Sanierungsarbeiten durchgeführt. Dabei wurden das gesamte Mauerwerk und das Dach des Friedhofsgebäudes wieder instand gesetzt. Für das Innere der Trauerhalle, die genauso dringend auf Vordermann gebracht werden müsste, reichten die zur Verfügung stehenden Mittel nicht mehr aus.
innenleben Dabei ist es gerade das »Innenleben« der Aussegnungshalle, das eine umfangreiche Sanierung verdienen würde. Ellen Presser, die Leiterin der Kulturabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde, die sich seit Jahren für eine Sanierung einsetzt, weist auf den Umfang der notwendigen Baumaßnahmen hin, aber auch auf die sanierungsbedürftigen baulichen Kleinode wie Kassettendecke, Wandtäfelung und Boden.
Um die Bedeutung des Taharahauses auf dem alten Friedhof zu unterstreichen, wirft Ellen Presser einen Blick auf die Aussegnungshalle des Neuen Israelitischen Friedhofs an der Garchinger Straße. Sie wurde zwischen 1904 und 1908 im neobarocken Stil erbaut.
Auf dem Alten Friedhof sind die ersten Rabbiner der 1815 gegründeten Münchner Gemeinde bestattet.
Ebenso wie hier wurde auch beim Bau der Aussegnungshalle im Alten Israelitischen Friedhof sehr viel Aufwand betrieben. Damit, so Presser, sollte ein würdiger Rahmen für die Verabschiedung der Verstorbenen geschaffen werden. Zugleich wollte man aber auch den Lebenden eine Mahnung für die Flüchtigkeit des irdischen Lebens mit auf den Weg geben.
persönlichkeiten Auf dem Alten Friedhof sind die ersten Rabbiner der 1815 gegründeten Münchner Gemeinde bestattet, daneben finden sich die letzten Ruhestätten vieler bekannter Persönlichkeiten. Der Bankier Jakob von Hirsch gehört beispielsweise dazu, oder der 1833 verstorbene Michael Beer. Nicht nur Goethe war einer seiner Fans, auch König Ludwig I. schätzte ihn. Der Monarch beauftragte sogar den Architekten Leo von Klenze mit der Errichtung des Grabmals für den Dramatiker.
Der wohl ungewöhnlichste Vorgang auf dem Alten Friedhof spielte sich Anfang der 80er-Jahre ab. Da diente die renovierungsbedürftige Aussegnungshalle dem Regisseur Michael Verhoeven als Kulisse für den Film Die weiße Rose, in dem die Geschichte der Geschwister Scholl erzählt wird.