Herr Toubiana, in diesem Jahr bieten Sie zum ersten Mal »koschere Sommerferien« an der Nordsee an: eine Woche all-inclusive für die ganze Familie. Wie kamen Sie auf die Idee?
Das ist eine gemeinsame Veranstaltung von uns und dem DJH-Resort Neuharlingersiel. Wir kennen das kleine Nordseeheilbad schon von den Limmud-Veranstaltungen, bei denen wir das Catering gemacht haben. Die Veranstalter vor Ort waren begeistert von unserem Essen, und wir waren begeistert von dem Ort – so kam die Idee zustande. Wir kümmern uns um das koschere Catering, und ich helfe bei der Organisation der jüdischen Gottesdienste, die angeboten werden.
Was hat Sie an einem kleinen Nordsee-Fischerdorf so begeistert?
Wir selbst machen sonst eher keinen Urlaub hier. Ich wusste einfach nicht, wie schön Deutschland sein kann: Wenn man sieht, wie das ganze Meer bei Ebbe verschwindet, ist das schon sehr beeindruckend. Sicherlich ist es kein Rimini-Urlaub, aber dafür einmal etwas ganz anderes. Und es wird wirklich etwas für die ganze Familie geboten, vom Bogenschießen über Kanufahren bis zur Wattwanderung.
Das heißt, Familien sind Ihre bevorzugte Zielgruppe?
Ja, Familien, die gut essen wollen. Wir bieten auch Kinderbetreuung an: Eltern können ihre Kinder morgens abgeben und nachmittags wieder abholen – dass Eltern so etwas hin und wieder durchaus zu schätzen wissen, kann ich als Vater mittlerweile gut verstehen.
Planen Sie weitere koschere All-inclusive-Angebote?
Das ist jetzt erst einmal ein Pilot: Wenn es gut läuft, dann bauen wir es vielleicht aus. Wir haben 350 Plätze, die Nachfrage war von Anfang an groß. Das kommt sicherlich auch daher, dass es im Bereich jüdische Ferien nur wenig für die ganze Familie gibt. Wir werben zum Beispiel auch international auf der Webseite »Totally Jewish Travel«. Und die sagten uns, dass wir die Einzigen auf dem Portal sind, die etwas für Familien haben. In Zukunft wollen wir auch koschere Städtereisen anbieten, das verkauft sich jetzt auch in Deutschland wieder.
Treten Sie mit Ihren koscheren Sommerferien in Konkurrenz zu den traditionellen Machanot der ZWST?
Nein, unser Angebot ist etwas ganz anderes. Machanot richten sich ja an Jugendliche, wir haben dagegen die ganze Familie als Zielgruppe im Blick. Und wir haben eine professionelle Kinderbetreuung mit einem umfangreichen Programm. Eine Konkurrenz wollen wir da sicherlich nicht aufbauen – wir sind ja selbst Kinder der Machanot.
Sind koschere Sommerferien Ihr neuer Fokus? Sie hatten ja bereits ein Café und machen Catering für Veranstaltungen.
Das koschere Catering machen wir seit acht Jahren, seit einem Jahr ist nun auch noch die Organisation kompletter Events – etwa im Jüdischen Museum Berlin – hinzugekommen. Das Café war das Baby meiner Frau. Aber wir haben nun ein zweites Kind, und als klar war, dass wir ein echtes Baby erwarten, haben wir zusammen schweren Herzens entschieden, das Café aufzugeben.
Es lag also nicht an mangelnder Nachfrage?
Ganz im Gegenteil: Die Leute essen wieder koscher.
Woran liegt das?
Es schmeckt einfach. Als ich vor acht Jahren die Idee hatte, koscheres Essen anzubieten, wurde ich noch ausgelacht – mittlerweile müssen wir Aufträge ablehnen. Das liegt sicherlich auch daran, dass unsere Küche international ist und nicht das, was man sich vielleicht unter jüdischer Küche vorstellt. Unser Chefkoch kreiert sehr ausgefallene Gerichte fernab von Gefiltem Fisch. Und dann habe ich schon den Eindruck, dass auch wieder mehr Menschen ihre Religion leben wollen.
Haben denn auch mehr Nichtjuden Interesse an koscherem Essen? Vielleicht im Zuge des allgemein gestiegenen Interesses an gesunder Ernährung?
Es ist sicherlich so, dass der Benefit der jüdischen Speisegesetze jetzt bewusster wird: Beim koscheren Essen weiß man einfach ganz genau, was man isst und wo die Produkte herkommen. Darauf achten wir sehr. Früher haben wir noch viel aus Israel importiert, mittlerweile haben wir viele europäische Lieferanten, denen wir vertrauen können.
Wie aufwendig ist es, koscher zu kochen?
Ich selbst esse von Hause aus koscher und bereue es sicherlich nicht. Natürlich ist es aufwendig, koscher zu kochen. Aber der Rabbiner, der die Zubereitung unseres koscheren Essens für das Catering überwacht, macht das sehr gut – manchmal fast zu gut.
Inwiefern?
Ich war beim Catering für die Allgemeine Rabbinerkonferenz in Berlin einmal so leichtsinnig, koscheres Pesto auf die Speisekarte zu setzen: Jedes einzelne Basilikumblatt musste von Hand überprüft werden – das war bestimmt das teuerste Pesto der Welt.
Mit dem Berliner Caterer sprach Alice Lanzke.