Auf dem Neuen Israelitischen Friedhof gibt es zwei Mahnmale für gefallene jüdische Soldaten. Das eine, genau gegenüber der Aussegnungshalle, ist den 180 jüdischen Kämpfern aus München gewidmet, die im Ersten Weltkrieg für ihr Vaterland fielen.
Seit 2010 gibt es in derselben Blickachse nach Osten mitten im Gelände ein weiteres Denkmal, geschaffen von dem aus Kiew stammenden Bildhauer Alexander Shimanovskiy. Es ist »Gewidmet, den im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime gefallenen jüdischen Soldaten«.
Der Jahrestag des Kriegsendes wird alljährlich am 8. Mai vor Ort mit einer Gedenkstunde begangen. Mit der Zuwanderung aus den GUS-Staaten sind weitere Gedenktermine in den Jahreskalender der Israelitischen Kultusgemeinde eingegangen wie das »Gedenken derer, die im Kampf um die Befreiung ihr Leben verloren haben«. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch ist, wie sie auch in diesem Jahr unterstrich, wichtig, »vereint an diesem Gedenkstein zu stehen«.
Dankbarkeit Und sie fuhr fort, die Herzen seien erfüllt von tiefer Dankbarkeit und schwer von Trauer: »Denn der Sieg war unter unvorstellbaren Opfern errungen worden.« Vor 90 Jahren habe ein deutsches Regime die Macht mit skrupelloser Entschlossenheit und brutaler Gewalt an sich reißen können, Tod und Zerstörung, wie sie fortfuhr, nicht nur über das eigene Land, sondern einen ganzen Kontinent gebracht, die Welt in einen verheerenden Krieg gestürzt und ein singuläres Menschheitsverbrechen begangen.
Knobloch ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass von 500.000 jüdischen Soldaten in der Roten Armee an die 200.000 umkamen, 30 Prozent davon jedoch nicht im Kampf fielen, sondern als Kriegsgefangene kaltblütig ermordet wurden. Sie alle würden unvergessen bleiben.
An die Veteranen unter der Zuhörerschaft richtete sich ihr Dank: »Ihr Sieg war unsere Befreiung, auch die meine. Sie schenkten uns das Leben und die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Menschenwürde in einer demokratischen Gesellschaft.«
Vorstandskollege Ariel Kligman, der das Mahnmal-Projekt seinerzeit maßgeblich voranbrachte, erinnerte am »78. Jahrestag des großen Sieges über den Nationalsozialismus« an die Frontkämpfer, die in früheren Jahren mit ihren Orden und Medaillen in vorderster Reihe gestanden hätten und nicht mehr da seien. Von ihnen habe man lernen können, »mutig und treu, unbeugsam und sanft zu sein«. Das letzte Adjektiv ist nur auf den ersten Blick überraschend. Für die kämpfenden jüdischen Menschen ging es nämlich nicht ums Kriegführen an sich, sondern darum, Menschenleben zu retten, Frieden wiederherzustellen.
Gäste Anwesend waren außerdem die Rabbiner Shmuel A. Brodman und Avigdor Bergauz. Rabbiner Jan Guggenheim sprach das El Mole Rachamim. An der Kranzniederlegung seitens der IKG nahmen auch die Vorstandsmitglieder Eugen Alter und Vera Szackamer teil, mit einem Kranz vertrat der Vorsitzende Grigori Levitin den »Veteranenrat der IKG« und die Vorsitzende Nellya Hohlovkina den Verein »Phoenix aus der Asche«.
Am nächsten Tag fand die – wie jedes Jahr von der IKG-Sozialabteilung sorgsam vorbereitete – Befreiungsfeier im Jüdischen Gemeindezentrum statt, ein fröhliches Beisammensein für die Veteranen und ihre Angehörigen.