Die Video-Sound-Installation »Die Gothaer Synagoge lebt« will ab Mittwoch das 1938 zerstörte jüdische Gotteshaus in den Abendstunden bis zum Sonntag wieder sichtbar machen. Die Fassadenprojektion sei ein Höhepunkt der aktuell laufenden Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur, teilte die Stiftung Schloss Friedenstein am Montag in Gotha mit. Die ursprünglich bereits im Mai vorgesehene Realisierung der Installation habe wegen der pandemischen Bedingungen verschoben werden müssen
An der »urbanen Intervention« hätten Jugendliche und ganze Schulklassen ebenso mitgewirkt wie der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, sagte Projektleiter Christoph Mauny. Das moderne partizipative und ästhetische Format diene auch dem Versuch, aus einer eher ritualisierten Form des Gedenkens auszubrechen. Eine lebendige Erinnerungskultur wolle »die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen«, erklärte er.
SEHENSWÜRDIGKEIT Anfang des 20. Jahrhunderts habe die Gothaer Synagoge zum stolzen Teil der Residenzstadt gehört und sei als Sehenswürdigkeit sogar beworben worden, erläuterte eine Stiftungssprecherin. Bei der Einweihung am 11. Mai 1904 seien nicht nur der Staatsminister des Herzogtums und der Oberbürgermeister, sondern auch die Vorsteher beider christlichen Kirchen zugegen gewesen.
Nach einem halben Jahrhundert des Vergessens erinnerte laut Stiftung erst ab 1988 ein Denkmal an die Zerstörung der Gothaer Synagoge. Nach dessen vorübergehender Entfernung sei es seit Ende 2020 in neuer Gestaltung als Gedenkort Teil des Shoppingcenters »Altstadtforum«. epd