Shimon-Peres-Preis

Die die Welt verbessern wollen

Am Ende des Abends stand das Caravan Orchestra gemeinsam mit Schlagerdiva Dana International auf der Bühne – und die auf den ersten Blick unterschiedlichen Musiker spielten sich spontan aufeinander ein. So ungefähr müssen auch die Proben für das Konzertprogramm verlaufen sein – nur viel intensiver –, das das Caravan Orchestra im Sommer 2017 gemeinsam mit jungen Musikern aus Haifa und Weimar erarbeitete. Das deutsch-israelische Austauschprojekt des Yiddish Summer Weimar wollte dabei das musikalische Erbe seiner jüdischen, arabischen und deutschen Teilnehmer einbeziehen.

»Jeder von uns hat sich ebenso mit seiner eigenen Identität auseinandergesetzt wie mit der Kultur, Geschichte und Musik der anderen Künstler – gemeinsam haben wir etwas Neues geschaffen«, beschrieb Jeryes Murkus Ballan, einer der beiden musikalischen Direktoren des Projekts, diese Zusammenarbeit am Montag anlässlich der Verleihung des Shimon-Peres-Preises an das Caravan Orchestra im Roten Rathaus.

Seinem Vater hätte das gefallen, sagte Yonatan Peres, Sohn des früheren israelischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträgers. Wie viele andere Festredner an diesem Abend erinnerte er eindringlich an Schimon Peres’ Erbe: Pluralismus zu leben, das Miteinander verschiedener Kulturen zu fördern – und so eine demokratische Zukunft zu gestalten.

begegnung Auch die zweiten Preisträger, der deutsch-israelische Filminkubator und gleichnamige Dokumentarfilm Out of Place, dürften demnach ganz im Sinne des Namensgebers gewesen sein. Das binationale Projekt des israelischen Gesher Mulitcultural Film Fund und der deutschen Produktionsfirma »One Two Films« will Menschen eine Stimme geben, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder ihres sozialen Status außerhalb stehen oder ausgegrenzt werden. »Anders zu sein, ist nur eine Idee – sobald man eine andere Perspektive einnimmt, verändert sich dieses Konzept«, erläuterte Gesher-Di­rektorin Ziv Naveh die Begegnung.

»Beide Projekte repräsentieren all das, was der Preis aussagen soll«, begründete Jury-Vorsitzender Nadav Tamir die Jury-Entscheidung. Es seien die gemeinsamen Initiativen junger Deutscher und Israelis, »die die Welt verbessern wollen, indem sie Kultur als Brücke zwischen den Ländern und innerhalb der Länder einsetzen; sie fördern Inklusion und den Respekt für andere Kulturen auf eine innovative Art«.

Junge Menschen zusammenzubringen, sei »die Voraussetzung, um die deutsch-israelische Freundschaft in die Zukunft zu tragen«, betonte Außenminister Heiko Maas in seiner Festrede. Der Preis solle junge Menschen dazu ermutigen, »ihre ganze Beharrlichkeit und ihre ganz eigene Kreativität ganz im Sinne von Schimon Peres zu nutzen für ein besseres Miteinander von Deutschen und Israelis«, sagte Maas.

komfortzone Mit einem Zitat des Friedensnobelpreisträgers mahnte er zudem, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entgegenzutreten. »›Verändern können wir die Vergangenheit nicht, doch eine andere Zukunft können wir gestalten‹, sagte Schimon Peres bei einem Berlin-Besuch 1986 – dazu gehört auch, dass wir unsere Komfortzone verlassen, gerade hier in Deutschland«, forderte Maas.

Der vom Auswärtigen Amt gestiftete Preis in Höhe von insgesamt 20.000 Euro wird in Kooperation mit dem Deutsch-Israelischen Zukunftsforum seit 2017 vergeben. Er ist dem Andenken an den 2016 verstorbenen israelischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger Schimon Peres gewidmet und zeichnet Initiativen aus beiden Ländern aus, die an gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten und sich dabei besonders für die deutsch-israelischen Beziehungen einsetzen.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024