Das längste deutsche Wort soll ja angeblich »Rindfleisch- etikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz« sein. Ganz so lang war das Wort, das sich Mike Delberg am Montagabend bei der Opening Night für eine der Volunteers als kleine Deutschstunde ausgedacht hatte, nicht, aber Tamar Morali hatte trotzdem Mühe, die Buchstaben halbwegs aneinanderzureihen. Da ist doch »Juten Tach« schon wesentlich einfacher. Das waren die anderen Wörter, die Delberg der freiwilligen Helferin zum Üben gab.
Die Verständigung allerdings klappte am ersten Tag der EMG auch ohne komplizierte Substantive. Teams trafen sich an der Hotelbar, hingen in der Lobby ab oder hielten einen kleinen Plausch mit Händen und Füßen, falls es mit dem Englisch zwischendurch hakte. Im Speisesaal des Estrel-Hotels sollte es am Montagabend noch viel lauter werden, aber der Geräuschpegel aus französischen, hebräischen, spanischen und türkischen Wortfetzen lag schon vor der »Icebreaker«-Party ziemlich hoch.
Bär Fast alle Athleten standen, saßen, liefen herum und waren teilweise doch recht erleichtert, als endlich das Makkabi-Maskottchen, ein blauer Bär, auf die Bühne trat, um den Mann anzukündigen, der mit häufigen Kostümwechseln und netten Wortspielchen durch den Abend führen sollte – Mike Delberg.
Bevor es aber lustig wurde, schlug Makkabi-Deutschland Präsident Alon Meyer ernste Worte an. »Gemeinsam stehen wir auf gegen Rassismus und Antisemitismus.« Meyer hob die Wichtigkeit des Ortes hervor, an dem die EMG stattfinden, 70 Jahre nach der Schoa. Den Sportlern sagte er: »Wir sind Teil einer großen Familie.« Keiner sei besser als der andere – alle seien gleich. Makkabi sei hier, um die jüdische Gemeinschaft zu schützen und zu stärken.
Botschafter Auch Mordechai Tichauer, Vorsitzender des Europäischen Makkabi-Verbands, betonte: »Ihr seid Botschafter eurer jüdischen Gemeinden.« Er wünschte den 2300 Sportlerinnen und Sportlern, dass sie in Berlin eine wundervolle Erfahrung machen sollten.
Das nahmen sich einige Delegation direkt zu Herzen und verlagerten die Opening Night, zu der zu vorgerückter Stunde noch die Band um den Sänger Boaz Davidoff ihre Musik zum Besten gab, in den Speisesaal. Das türkische und das britische Makkabi-Team sangen abwechselnd »Türkiye« und »God Save the Queen«. Sie hüpften auf den Tischen, tanzten, und spätestens dann war klar: Eis musste hier keiner mehr brechen.