Herr Guagnin, wie gestaltet sich Tu Bischwat in Pandemiezeiten?
Bezogen auf Israel sieht es so aus, dass wir mit dem Schmittajahr eine zusätzliche Beschränkung haben. Wir können uns wegen der Pandemie nicht versammeln und wegen des Schmittajahres nicht pflanzen. Wir werden daher Schulklassen zu uns in die drei organisationseigenen Baumschulen einladen und ein alternatives Programm vorbereiten.
Was lernen die Schülerinnen und Schüler dort?
Die Kinder sollen an die Bedeutung von Wald als Lebensraum herangeführt werden, die ökologische Bedeutung des Waldes kennenlernen und die Aufgaben des Baums an sich: CO2-Bindung, Luftreinhaltung et cetera.
Was planen Sie in Deutschland?
Wir planen – wie bereits im vergangenen Jahr – einen Online-Seder. Wir stellen dabei unser Programm vor und haben mit der Kantoratsstudentin Shulamit Lubovska und Rabbinatsstudent Andres Bruckner zwei Nachwuchskräfte gefunden, die den Seder musikalisch und spirituell begleiten.
Welche Bedeutung hat Tu Bischwat im Jahr 2022?
Der ursprüngliche Zweck war ja, einen Stichtag für die Bestimmung des Alters der Bäume zu haben. Früchte dürfen in Israel erst nach dem dritten Jahr geerntet werden. Das ist ein Gebot, das im Land gilt. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Fest zu einer Art Pflanztag geworden, denn Schulklassen gehen in die Baumschulen, nehmen Setzlinge und pflanzen sie. Im Ausland hat der Tu-Bischwat-Seder eher eine symbolische Bedeutung, um zu zeigen, wie gut die Früchte aus Israel sind.
Das Stichwort Nachhaltigkeit spielt dabei auch eine Rolle?
Der Feiertag hat einen Bedeutungswandel durchgemacht. Ursprünglich wurde daran erinnert, wie gut das Land Israel ist, heute befasst man sich eher damit, was es bedeutet, einen Baum zu pflanzen. Was ist nachhaltig daran? Was bedeutet Nachhaltigkeit für kommende Generationen? Solche Fragen werden gestellt. Der Umweltgedanke ist sehr prominent.
Mit dem Hauptdelegierten des JNF-KKL Jerusalem für Deutschland sprach Katrin Richter.