Zwischen Israel und Deutschland soll es einen stärkeren Schüleraustausch geben. Ein entsprechendes Angebot habe die Kultusministerkonferenz (KMK) dem israelischen Bildungsministerium unterbreitet, sagte die amtierende KMK-Vorsitzende, Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), am Mittwoch in Berlin. Günther-Wünsch war bis Mittwoch mit einer Delegation der KMK zu einem zweitägigen Besuch in Israel.
An dem Austausch wollen sich laut Günther-Wünsch alle 16 Bundesländer beteiligen. Bereits 2024 sollen Schulklassen aus Israel in den Ferien nach Deutschland kommen, um vor dem Hintergrund des Nahost-Konfliktes Begegnungen zwischen israelischen und deutschen Kindern und Jugendlichen zu schaffen, sagte die Senatorin. Sie sollen, sofern möglich, auch in Gastfamilien untergebracht werden.
Die Bildungssenatorin sieht darin eine große Chance zur Antisemitismus-Prävention in den Schulen. »Unsere Jugendlichen müssen die Gelegenheit haben, sich auszutauschen«, sagte sie. Die Schulen wiederum hätten so eine Möglichkeit, wichtige Integrationsarbeit zu leisten. »Es muss klar sein, Antisemitismus hat an unseren Schulen keinen Platz«, sagte Günther-Wünsch. Es gehe dabei nicht nur um die Existenz Israels, sondern um die Existenz jüdischen Lebens überhaupt, betonte sie.
In Israel werde die Situation an deutschen Schulen und Universitäten seit dem Terror-Angriff der Hamas durchaus wahrgenommen
In Israel werde die Situation an den deutschen Schulen und Universitäten seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober durchaus wahrgenommen, sagte sie weiter: »Und es wird ganz klar erwartet, dass Haltung gezeigt wird.«
Der Schulberater und Lehrer am Campus Rütli in Berlin-Neukölln, Mehmet Can, sagte, seit dem 7. Oktober stünden Schulen wie der Rütli-Campus mit vielen arabischstämmigen Schülerinnen und Schülern vor der größten Herausforderung seit Jahren. »Wir müssen für die unter den Schülern gängige Relativierung der Verbrechen der Hamas ein Gegengewicht finden«, sagte Can.
Aktuell herrsche in der Schülerschaft eine angespannte Ruhe, sagte er. Das mache es möglich, mit den Schülerinnen und Schülern wieder in Ruhe Gespräche über den israelisch-palästinensischen Konflikt zu führen. Wichtig sei dabei, als Lehrkraft, keine falsch verstandene Neutralität, sondern eine klare Haltung zu zeigen und gesprächsbereit zu sein.
Den Schülerinnen und Schülern sei es wiederum wichtig, dass auch das Leid der Menschen im Gaza-Streifen wahrgenommen und anerkannt werde. »Es reicht allerdings eine Fake-News in den sozialen Medien und alles wird wieder infrage gestellt«, sagte Can.
Die Rütli-Schule mit ihrem hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte engagiert sich laut Can seit Jahren im deutsch-israelisch-palästinensischen Austausch. Zuletzt hatten im Sommer 2019 Rütli-Schüler an einer Projektfahrt nach Israel und in die palästinensischen Gebiete teilgenommen. Aus den Gesprächen und Eindrücken vor Ort wurde der Comic »Mehr als 2 Seiten« entwickelt. ed