Die Synagogen-Gemeinde Köln hatte das öffentliche Kerzenzünden direkt einen Tag nach dem Berliner Anschlag abgesagt. Ihr Sicherheitschef hatte dazu geraten – er wollte das Risiko nicht tragen. Ursprünglich war das Lichterzünden für Dienstagabend auf dem Theo-Burauen-Platz in der Innenstadt geplant.
Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »So vernünftig die Entscheidung ist, so sehr blutet mir das Herz, dass solche Verbrecher unser Leben derart beeinflussen können.«
sensibilität In Köln mag man besonders sensibel auf Attentatsgefahr reagieren – auch angesichts der die Stadt prägenden Erfahrungen mit dem Messerattentat auf die damalige OB-Kandidatin und heutige Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie die Ausschreitungen am Hauptbahnhof in der Silvesternacht des vergangenen Jahres.
So feierten die Kölner dieses Jahr in den Räumen der Gemeinde. Unter anderem hatte man am Sonntag zur Familien-Chanukkafeier mit Lichterzünden, Latkes und Sufganiot in den Gemeindesaal geladen.
Rund 180 Gemeindemitglieder waren gekommen, darunter zahlreiche Familien, die von Bettina Levy, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, begrüßt wurden. Ein abwechslungsreiches Programm wartete auf die Besucher, die Kinder konnten basteln, tanzen, und am Ende gab es auch noch Geschenke für die Kleinen. »Eine wirklich schöne und gelungene Feier«, sagte eine Mutter, deren Kinder stolz mit ihrer Chanukkatüte, selbst gebastelten Dreideln und einer Chanukkia nach Hause marschierten. Am Abend dann gab es noch eine Chanukkaparty. Gemeinsam wurden Kerzen gezündet, es wurde gesungen und gegessen.
konzert Die Musik stand im Vordergrund bei einer weiteren Chanukkaveranstaltung der Kölner: beim Chanukkakonzert mit Kantor Binyamin Munk im Jüdischen Wohlfahrtszentrum am Mittwoch. Ingrid Barth, Leiterin des jüdischen Elternheims, begrüßte die rund 70 Gäste. Mit Sufganiot, Kaffee und Kuchen war für das leibliche Wohl gesorgt. Es gab viel Applaus, und die Besucher zeigten sich begeistert: »Fantastisch« und »Wie schön, dass ich dabei sein konnte«, so war zu hören an diesem Abend.
Am selben Tag – und erstmals an diesem Ort – feierten auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Frechen gemeinsam Chanukka. In der an Köln grenzenden Kleinstadt habe die Gemeinde bislang noch keine Dependance, doch etwa 70 Mitglieder, berichtet Vorstandsmitglied Rado, der die zusätzliche Feier als positive Entwicklung sieht. Der Geiger Igor Epstein begeisterte die Gäste, die es sich am koscheren Buffet schmecken ließen.
Ausgelassen und hip ging es auf der Chanukkafeier am ersten Tag Chanukka, am 24. Dezember, im Düsseldorfer Kulturzentrum ZAKK zu: mit DJ statt Kantor, koscherem Glühwein statt Kaffee, Falafel statt Kuchen.
party Inessa Lipskaja, Eventmanagerin der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und verantwortlich für die Organisation der Feier, blickt stolz auf einen besonderen Abend, der seinem Motto »Chanukka Night of Magic, Light and Gold« offenbar alle Ehre machte: »Die etwa 300 Gäste kamen nicht nur aus Düsseldorf, sondern auch aus Städten wie Dortmund, Köln, Essen, Krefeld – es war wunderschön«, sagte Lipskaja der Jüdischen Allgemeinen. Aus Berlin war die »Aletchko Band« angereist, die den Abend musikalisch gestaltete. Möglich war dies durch die Unterstützung aus dem Kulturprogramm des Zentralrates. Bis drei Uhr morgens wurde auf der Chanukkaparty getanzt und gefeiert.
Ein sechs Meter hoher Leuchter stand am Mittwoch mitten auf dem Grabbeplatz in der Düsseldorfer Innenstadt und symbolisierte das jüdische Lichterfest in der Öffentlichkeit. Mehr als 100 Menschen waren gekommen. Neben dem Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Geisel, sprachen Chabad-Rabbiner Chaim Barkahn und der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oded Horowitz. Er appellierte an die Zuversicht der Menschen: Besonders in Zeiten des Terrors und der Unsicherheit seien Hoffnung, Freude und Glück wichtig – allen Ängsten zum Trotz.