Umrahmt von den weiß-blau leuchtenden Fahnen der Women’s International Zionist Organization (WIZO) und Keren Hayesod präsentierte Vivian Kanner einen gelungenen Liederabend in der Kölner Wolkenburg. Ob Chansons, internationale Hits oder Lieder aus den 20er-Jahren – im Mittelpunkt ihres Programms »Lebenslieder« standen jüdische Komponisten und Texter wie Friedrich Holländer, Fritz Kreisler und Werner-Richard Heymann. Die Sängerin aus Berlin verlieh mit ihrer sonoren Altstimme den Songs in ihrer Vielfalt einen ganz eigenen Charakter.
Das Besondere des Abends lag aber auch in der Organisation. So hatten sich WIZO und Keren Hayesod, beides Vereinigungen, die seit mehr als 90 Jahren für Israel tätig sind, erstmals zusammengetan, um eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu organisieren. »Es war eine spontane Idee Ende vergangenen Jahres«, erinnert sich Zypora Kupferberg, Präsidiumsmitglied von Keren Hayesod. »Wir sind damit bei den Präsidien der Organisationen auf gute Unterstützung gestoßen«, erzählt Kupferberg weiter, die gemeinsam mit Orly Licht vom WIZO-Präsidium den Abend verantwortete. »Wir vertreten die gleichen Ziele – da lag es nahe, sich gemeinsam zu engagieren«, ergänzt Licht.
»Etgarim« Der Erlös des Abends geht zu gleichen Teilen an die beiden Wohltätigkeitsorganisationen. Er kommt Projekten in Israel zugute. So wird Keren Hayesod damit das computerunterstützte Lernprogramm »Etgarim« fördern. Das mehrsprachige Programm wird in israelischen Krankenhäusern eingesetzt und ermöglicht es Kindern mit Langzeiterkrankungen – unabhängig von ihrer Herkunft und Religion –, weiter zu lernen. Die WIZO finanziert Beth Heuss, das Familientherapiezentrum in Herzliya, mit, das sich für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen einsetzt und zum Beispiel Seminare für Terroropfer oder alleinerziehende Mütter und Väter ermöglicht.
Vivian Kanner unterstützt diesen guten Zweck gern. Orly Licht kennt sie noch von Jugendfahrten. »Ich war damals ihre Madricha.« Liebevoll erinnert sie sich an ihren damaligen Schützling als »klein und frech«. Auf der Bühne kontert die Sängerin, mittlerweile Anfang 40: »Gewachsen bin ich nicht, aber heute mit hohen Schuhen.« Souverän führt sie mit erläuternden Zwischentexten durch die verschiedenen Musikstücke, beschreibt ihre persönlichen Verbindungen zu den Liedern. Begleitet wird sie von Florian Fries am Klavier und Tobias Bublat, Percussions.
Die Altistin, die lange Zeit ausschließlich Lieder aus den 20er- und 30er-Jahren gesungen hat, vermittelt den Sound dieser Zeit, doch immer bleibt ihr eigener Stil erkennbar. »Wir versuchen, die Chansonhaftigkeit der Lieder aufzubrechen, sie zu modernisieren und ihren Charakter beizubehalten«, erklärt sie.
»Merci« Deutsche Lieder werden ergänzt von jiddischen Weisen, die Vivian Kanner mit ihrer warmherzigen Stimme vorträgt. Der Titel des Programms »Lebenslieder« spiegelte sich in der bunten Mischung – mit Songs wie etwa Leonhard Cohens Halleluja, dem Werbeschlager Merci, dem 90er-Jahre-Hit Weil ich ein Mädchen bin sowie selbst komponierten Stücken des Pianisten.
»Die Lieder berühren mich, ich kann lachen und weinen, es ist nicht nur Gesang, es ist Emotion«, beschreibt Tali Rosenfeld vom Kölner Vorstand der WIZO ihre Eindrücke. Und Michael Rado vom Gemeindevorstand ist begeistert von der gelungenen Mischung aus jiddischen, modernen und 20er-Jahre-Liedern. »Ungewöhnlich gut, in einem schönen Arrangement.«
Zum Gelingen des Abends trugen nicht nur die persönliche Atmosphäre und die stimmungsvollen Lieder bei, das stilvolle Ambiente der Wolkenburg wirkte als schöner Rahmen. So traf man sich zum Auftakt zunächst beim Sektempfang im begrünten Innenhof des historischen Gebäudes.
Gäste Rund 200 Gäste, unter ihnen Gemeindemitglieder, Vertreter der Kölner Wirtschaft und Musikfreunde, konnten WIZO und Keren Hayesod an diesem Abend begrüßen. Auch Ilan Simon, Vorsitzender des Keren Hayesod Köln, war angetan. »Wir freuen uns über die Synergie-Effekte und danken den Powerfrauen Orly Licht und Zypora Kupferberg für die Organisation.«
Vielleicht ein Beispiel für weitere solcher Veranstaltungen in der Zukunft. Die Organisatorinnen könnten es sich jedenfalls gut vorstellen – auch in anderen Städten.