Das geballte Wissen der Welt war eine würdige Kulisse. Am Dienstagabend wurde der salvadorianische Diplomat und »Gerechter unter den Völkern«, José Arturo Castellanos, im großen Lesehof der Bibliothek des Auswärtigen Amts als Retter Tausender von den Nationalsozialisten verfolgter Juden geehrt.
»In einer außergewöhnlich finsteren Zeit hat Castellanos außergewöhnlichen Mut bewiesen. Diese Chuzpe und Zivilcourage insbesondere als Diplomat im Außendienst aufzubringen, sollte uns allen ein schillerndes Vorbild sein«, sagte Felix Klein, Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amts für die Beziehungen zu jüdischen Organisationen.
Deportation Der 1977 verstorbene Castellanos war von 1938 bis 1945 im diplomatischen Dienst der mittelamerikanischen Republik El Salvador tätig. In der Funktion des Generalkonsuls seines Heimatlandes in Genf hatte Castellanos zusammen mit seinem jüdischen Freund George Mandel-Mantello illegal über 13.000 salvadorianische Staatsangehörigkeiten ausgestellt, die verfolgte Juden in ganz Europa vor der Deportation in die Vernichtungslager der Nazis schützen sollten.
Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, rettete Castellanos durch diese Tat Zehntausenden Menschen das Leben. Doch anders als beispielsweise das humanitäre Wirken des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg ist Castellanos Engagement einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt.
dokumentarfilm Erst 2010 wurde Castellanos von der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als »Gerechter unter den Völkern« und damit als jemand, der unter Einsatz seines eigenen Lebens und ohne Gegenleistung Juden während des Zweiten Weltkriegs das Leben gerettet hat, geehrt. Ein von den in Kanada lebenden Enkelsöhnen José Arturo Castellanos, Alvaro und Boris Castellanos, gedrehter Dokumentarfilm soll jetzt an den heldenhaften Einsatz ihres Großvaters erinnern.
Der Film mit dem bezeichnenden Titel The Rescue wurde während der Veranstaltung erstmals in Deutschland gezeigt. Ab dem 11. Mai bis zum 30. Juni ist The Rescue im Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße zu sehen.