Mit dem 41-jährigen Ariel Kirzon hat die Jüdische Gemeinde Potsdam seit August einen neuen Rabbiner. »Rabbi Kirzon ist ein Glücksfall für unsere Gemeinde«, sagt der Gemeindevorsitzende Jewgeni Kutikov. »Er ist umsichtig, agiert souverän und nimmt die Anliegen unserer Mitglieder sehr ernst. Seine Erfahrungen kommen ihm und uns natürlich auch zugute.«
Bereits als 14-Jähriger beginnt der gebürtige Ukrainer, in einer Kiewer Synagoge Hebräisch zu lernen – sein Berufswunsch bringt ihn schließlich an verschiedene Jeschiwot und für Jahre auch zur »Machon Meir« in Jerusalem.
Laufbahn Dennoch ist die rabbinische Laufbahn keineswegs vorgezeichnet. Zunächst schließt Kirzon ein Wirtschaftststudium an der Staatlichen Universität in Kiew ab. »Irgendwann habe ich aber gespürt, dass ich Judentum nicht nur leben, sondern auch vermitteln will«, erinnert sich der freundliche Mann mit der sonoren Stimme.
Nach der Rabbinerausbildung in Israel assistiert Kirzon zunächst in verschiedenen ukrainischen Gemeinden, unter anderem auch in Dnepropetrowsk. Noch in der Ukraine lernte der angehende Rabbi seine Frau Lea kennen, das Paar hat heute drei Söhne.
Als Wanderrabbiner hat Ariel Kirzon schon mehrere Gemeinden in Deutschland kennengelernt.
2012 entscheiden sie sich, nach Deutschland zu gehen. Freunde hatten ihnen »durchaus dazu geraten«. Außerdem hatte die Herausforderung gereizt. Acht Jahre war Kirzon als Wanderrabbiner in Freiburg, Limburg, Hanau, Kassel, Gießen und Halle im Land unterwegs.
Torakurse Von seiner neuen Aufgabe als Potsdamer Gemeinderabbiner ist Kirzon sichtlich begeistert. »Natürlich richte ich Torakurse ein, und wer Hebräisch lernen will, wird hierzu auch die Möglichkeit erhalten. Ich bin zudem sehr froh darüber, dass wir freitags und samstags auch problemlos einen Minjan zusammenbekommen.« Die Besucherzahlen im Gemeindezentrum sind hoch, »und wir versuchen«, so Kirzon, »unter den gegebenen Verhältnissen und Auflagen das Beste daraus zu machen«.
Sein wichtigstes Anliegen sei, dass der geplante Bau der Potsdamer Synagoge endlich vorankommt. Das seit einigen Jahren von der Gemeinde genutzte Unterkunfts-Provisorium in der Innenstadt sei eine große Hilfe vonseiten der Stadt, aber auf die Dauer keine Lösung.
Die ersten Eindrücke von der Landeshauptstadt sind für Ariel Kirzon und seine Familie positiv ausgefallen. Einen Umzug an die Havel könne er sich gut vorstellen.