Niedersachsen hat einen siebten Rabbiner. Am Sonntag wurde in Oldenburg Rabbiner Jona Simon in sein Amt eingeführt. Er wird den Landesrabbiner Jonah Sievers in seiner Arbeit unterstützen und die Gemeinden Göttingen, Hameln und Hildesheim betreuen. Simon wurde im November in Bamberg ordiniert.
Er ist Absolvent des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam und hat unter anderem in Sevilla und Jerusalem studiert. Der 33-Jährige lebt mit seiner Frau Alina Treiger in Oldenburg, die hier seit einem Jahr Ortsrabbinerin ist.
Mit Simon und seiner Frau werde es erstmals wieder ein Rabbinerehepaar in der niedersächsischen Stadt geben, sagte die Gemeindevorsitzende, Sara-Ruth Schumann. Dass das möglich geworden sei, habe man dem Einsatz des Landesverbandes aber auch der Stadt zu verdanken, sagte Schumann.
Wünsche Der Oberbürgermeister Gerd Schwandner versprach, das Bündnis zwischen Ort und Gemeinde noch enger zu knüpfen. Oldenburg sei in vielfältiger Weise wegweisend, betonte Landeschef Michael Fürst. Hier habe mit Bea Wyler die erste Rabbinerin amtiert, mit Daniel Alter der erste in Deutschland ausgebildete Rabbiner, sagte Fürst, der die besten Wünsche seines Verbandes überbrachte.
Eine solche Feier sei schon fast der Normalfall für Oldenburg, betonte Oberbürgermeister Schwandner. Doch ganz so selbstverständlich war sie offensichtlich nicht, denn die Gäste waren erlesen. Neben den Honoratioren der Stadt, Vertretern der Religionsgemeinschaften und der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und anderer Gemeinden, der Vizepräsidentin der Carl von Ossietzky-Universität Gunilla Budde, war auch der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, gekommen.
Sein Kommen, so Schumann, bestätige, »dass kleine Gemeinden sehr wohl ihren Platz in der jüdischen Gemeinschaft haben«. In diesen Worten schwang die Freude über das Geschaffte mit. Stolz war auch Rabbiner Tovia Ben-Chorin, der seinen einstigen Schüler vom Geiger-Kolleg nun als Kollegen begrüßen konnte. Die jüdische Kultur erführe durch Jona Simon wieder eine zukunftstragende Vision, sagte Ben-Chorin. Er gab seinem jungen Kollegen den Psalm 34 mit auf den Berufsweg: »Meide das Böse und suche das Gute.«
Lehrhaus Landesrabbiner Jonah Sievers blieb es vorbehalten, an dem Tag, an dem Rabbiner Leo Trepp sel. A., der als junger Rabbiner in Oldenburg wirkte und nach dem auch das jüdische Lehrhaus benannt ist, seinen 99. Geburtstag begangen hätte, Jona Simon die Tora als Zeichen seines neuen Amtes zu übergeben.
Es reiche nicht aus, neue Synagogen zu bauen, sagte Sievers – sie müssten auch mit Leben gefüllt werden. Deshalb seien Synagogenbau und Rabbinerausbildung zwei Seiten einer Medaille. Mit seiner Amtseinführung trete Simon nun aus dem behüteten Beit Hamidrasch in die wirkliche Welt. Hannovers Kantor Andrej Sitnov begleitete die Feier musikalisch. Aus Simons anfänglicher Skepsis, mit seiner Frau nach Oldenburg zu gehen, sei eine wirkliche Zuneigung zu dieser Stadt geworden, sagte der Rabbiner.
Er könne es kaum erwarten nun, mit der Arbeit zu beginnen. Stolz trug er die erhaltene Tora aus dem Festsaal des Kulturzentrums. Seinen Wahlspruch »Suche den Frieden und jage ihm nach« kann er nun in die Tat umsetzen. Voraussichtlich wird er auch Oldenburg betreuen, denn im Mai erwartet seine Frau ihr erstes Kind. Über mangelnde Abwechslung wird er sich nicht beschweren können.