Der 20 Meter lange Hamas-Tunnel ist am Dienstag bereits fertig aufgebaut, ebenso die leeren Stühle, auf denen Plakate mit Fotos und Namen der 132 Geiseln stehen. Besucher sollen nachempfinden, wie es sich anfühlt, in einem dunklen, sauerstoffarmen Tunnel eingesperrt zu sein. Um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen und um für ihre Freilassung zu demonstrieren, wird der Berliner Bebelplatz ab dem 16. Mai zum »Platz der Hamas-Geiseln«. Am heutigen Donnerstag wird der Platz um 18 Uhr von Angehörigen der Entführten eingeweiht. Bis zum 6. Juni wird die Installation zu besichtigen sein.
Initiatoren des Projektes sind die Aktivistin Melody Sucharewicz und die »For Yarden«-Stiftung. »Wir kämpfen in Berlin und New York, damit die Gesichter der Geiseln nicht aus dem Blickfeld verschwinden«, sagt Sucharewicz. Seit mehr als 200 Tagen sind vermutlich 132 Israelis in der Gewalt der Hamas-Terroristen. Darunter befinden sich auch einige deutsche Staatsbürger. Für ihre Freilassung setzen sich Melody Sucharewicz und die »For Yarden«-Stiftung ein, die von den Angehörigen der freigelassenen Geisel Yarden Roman gegründet wurde.
Gats Schwester Carmel ist immer noch in der Gewalt der Hamas.
Die Hamas hatte Roman nach den Massakern am 7. Oktober 50 Tage lang gefangen gehalten. Ehemann Alon Gat und die dreijährige Tochter entkamen den Terroristen bei dem Angriff. Gats Schwester Carmel hingegen ist noch immer in der Gewalt der Hamas.
»Die Geiseln dürfen nicht vergessen werden. Heute ist meine Schwester Geisel der Dschihadisten, morgen könnte es Anna aus Berlin treffen, wenn wir nicht gemeinsam gegen Terrorismus vorgehen«, sagt Alon Gat aus Israel. »Ich bitte Deutschland von Herzen, mir zu helfen, meine Schwester Carmel aus den Händen der Hamas-Terroristen zu befreien.« Der 16. Mai ist ihr 40. Geburtstag, dann soll die Installation in seinem Beisein eröffnet werden.
Die Installation des Hamas-Tunnels bauten rund 70 deutsche und israelische Freiwillige aus Paletten, PVC-Folie und einer dünnen Schicht Beton. Ferner wird auf dem Platz, auf dem die Nationalsozialisten im Mai 1933 Bücher verbrannten, neben den 132 leeren Stühlen eine übergroße Sanduhr aufgestellt. Sie soll daran erinnern, dass die Zeit läuft und die Geiseln befreit werden müssen, bevor es zu spät ist.
Um den »Platz der Hamas-Geiseln« zu schützen, haben die Veranstalter einen Sicherheitszaun aufgestellt, der über einen einzigen Eingang verfügt, um die Besucher besser im Blick zu haben. Ebenso wurde ein Sicherheitsdienst engagiert, und auch die Polizei wird Präsenz zeigen. Die Veranstalter rechnen mit Störungen.
Die Öffentlichkeit soll dazu aufgerufen werden, sich für die Geiseln einzusetzen
Die Aktion wird unter anderem vom Zentralrat der Juden, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) unterstützt.
»Die Geiseln leiden unter unmenschlichen Zuständen, bis hin zu Vergewaltigung und Folter«, so Co-Initiatorin Melody Sucharewicz. Weiter sagt sie: »Mit der symbolischen Umbenennung des Bebelplatzes in ›Platz der Hamas-Geiseln‹ rufen wir die Öffentlichkeit dazu auf, sich für die Freilassung einzusetzen. Und wir appellieren an die deutsche Politik, mehr Druck auf die Terroristen auszuüben.« Ein Mitarbeiter der Aktion sagt: »Uns geht es gar nicht um die Politik oder um die Regierung, sondern um die entführten Leute.«
An einer »Wand der Hoffnung« können die Besucher ihre Gedanken, Wünsche oder Botschaften an die Geiseln aufschreiben. Der Ursprung des »Platzes der Hamas-Geiseln« liegt in Tel Aviv, vor dem Tel Aviv Museum of Art, wo er nach dem Massaker des 7. Oktober entstand.