Herr Langotsky, Sie haben auf dem Gemeindetag einen Workshop zum Thema Body Learning gegeben. Was genau ist das?
Wir müssen unserem Körper Aufmerksamkeit schenken. Wo genau tut es weh, und was möchte ich? Aber die zentrale Frage ist eigentlich: Was möchte ich ändern, und was möchte ich gewinnen? Ein Beispiel: Wenn ich Schmerzen in der Schulter habe und lerne, was ich dagegen tun kann, wird mir plötzlich bewusst, dass der ganze Arm davon betroffen ist. Eine Geschichte in der Genesis sagt, dass Abraham seine Heimat verlassen soll – Lech Lecha. Er hat ein Ziel. Wenn Moses Ägypten verlässt, geht er in die Wüste – ohne Ziel. Das sind zwei unterschiedliche Haltungen.
Wie sind Sie zur Körperarbeit gekommen?
Ich wollte lernen, wie ich meinem Körper selbst helfen kann, ohne zum Arzt zu gehen. Ich wollte mich nicht mit Medikamenten betäuben, sondern direkt mit meinem Körper arbeiten. Mein damaliger Professor an der Universität hat mir davon erzählt, und meine Freunde, mit denen ich im Kibbuz aufgewachsen bin, fanden das Thema auch sehr interessant. Das Gehirn – bei allem Respekt – ist nur ein kleiner Teil. Es bildet eine große Einheit mit unserem Körper. Das zusammenzubringen, ist schon fast ein intellektueller Ansatz.
Sie haben in Ihrem Workshop Empfehlungen zum Ein- und Ausatmen gegeben. Wie atmet man denn richtig?
Der Atem ist wie ein Kreislauf. In Europa wagen wir nicht, auszuatmen. Das ist in der chinesischen oder japanischen Kultur ganz anders. Dort wird, besonders in den Kampfkünsten, ganz bewusst ausgeatmet. In Europa gibt es dieses bewusste Ausatmen nicht. Und genau da beginnt das Problem. Denn wenn wir den alten Atem nicht rauslassen, haben wir keine Möglichkeit, frische Luft einzuatmen. Und dann beginnt man zu pumpen.
Wie hilft das richtige Atmen im Alltag?
Was ich so interessant finde, ist, dass man mit kleinen Schritten Großes erreichen kann. Mit Kawana – mit Konzentration. Der Körper kann viel schaffen, ohne schwer zu arbeiten. Und wenn man einmal das richtige Atmen gelernt hat, wird man kreativer. Somit erobern wir uns unsere Ressourcen zurück. Im Judentum haben wir großen Respekt vor dem Körper und seinen Bedürfnissen. Wenn wir Kawana in den Körper bringen – nicht nur im Gebet –, dann haben wir die Freiheit, das zu tun, was mir Spaß macht. Dann ist alles im Fluss.
Mit Eylam Langotsky sprach Katrin Richter.
Während des Gemeindetages werden neben Body Learning jeden Morgen verschiedene Workshops zum Thema Gesundheit und Fitness angeboten, unter anderem Tai Chi, Alexander-Technik, Jogging, Feldenkrais und Yoga.