Daniel Botmann zollte all denjenigen, die bei der Erforschung des ehemaligen jüdischen Friedhofs Mittenwalde mitwirkten, höchste Anerkennung. Viele Jahre lang hätten sie mit dem Projekt gleich an mehreren Visionen gearbeitet, sagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland am Dienstag im brandenburgischen Mittenwalde. Sie hätten nicht nur das jüdische Leben in der Region Dahme-Spreewald erforscht, sondern es dadurch auch dem Vergessen entrissen.
Ort des Lernens Mit einer Feierstunde ist am Dienstag der zu einem Gedenkort umgestaltete jüdische Friedhof südlich von Berlin eingeweiht worden. Schon die Feierlichkeiten erfüllten einige der Wünsche, die die rund 80 Gäste der Gedenkstätte für die Zukunft mit auf den Weg gaben: ein Ort des Erinnerns und Lernens zu sein und eine Brücke zu schlagen zum modernen, lebendigen jüdischen Leben.
Arkadi Schwarz von der Jüdischen Gemeinde Königs Wusterhausen würdigte das Andenken an die Beigesetzten: »Das ist ein wichtiger Moment für die jüdische Geschichte in Deutschland«, sagte Schwarz. »Menschen, die die eigene Vergangenheit vergessen, haben keine Zukunft. Wir sind da. Heute sehen wir: Am Ende siegt das Gute.«
Kulturhistorie Botmann bezeichnete den Gedenkort als steinernes Familienalbum. Hier kämen Leid, Trauer, Hass, Vernichtung, aber auch Liebe, Zuversicht, Respekt und Toleranz zusammen. »Jüdische Friedhöfe sind Orte der Ewigkeit und kulturhistorische Quellen«, sagte er. Die Gedenkstätte solle als Lernort auch dafür sensibilisieren, wann immer es nötig ist, gegen Ausgrenzung und Hass aufzustehen. Damit erinnerte der Geschäftsführer des Zentralrats auch an »eine ungeahnte Welle an Hass«, die die jüdische Gemeinschaft in den vergangenen Wochen über sich ergehen lassen musste.
Umrahmt von Mauersteinkörben zeichnen die Felder der heutigen Gedenkstelle mit Federgras, Rasen sowie zwölf Natursteinen aus schlesischem Sandstein die Konturen der historischen Ruhestätte nach. Die Stelen stehen versetzt entlang des begehbaren Mittelweges. Nachdem die um 1830 angelegte Friedhofsanlage mit Grabstätten und Taharahaus 1938 von den Nazis verwüstet worden war, fanden keine Beisetzungen mehr statt, berichtete Ortschronistin Vera Schmidt.
Verzeihung »Die Pogrome waren feige und verwerflich. Sie sind nicht wiedergutzumachen. Ich bitte im Namen Mittenwaldes um Verzeihung«, sagte Bürgermeister Uwe Pfeiffer (parteilos). Sein Dank und der vieler Vertreter der Jüdischen Gemeinde galt allen Mitwirkenden, die in die Gestaltung der Gedenkstätte eingebunden waren. Dazu gehören der Verein Kulturlandschaft Dahme-Spreewald, die städtische Arbeitsgruppe, der Heimatverein und Landschaftsarchitekt Torsten Wolff.