Schöneberg

Das Volk des Kinderbuches

»Das Judentum zeitgemäß vermitteln«: Verlegerin Myriam Halberstam Foto: William Glucroft

Wenn gleich zwei Jubiläen zu feiern sind, dann kann es schon mal recht laut und lebhaft zugehen. So wie am vergangenen Sonntag im Jugend-Museum in Schöneberg. Dorthin hatte der Berliner Ariella-Verlag, Deutschlands erster und einziger jüdischer Kinderbuchverlag, anlässlich seines fünfjährigen Bestehens eingeladen.

»Über 150 Kinder und ihre Eltern müssten es bis jetzt wohl gewesen sein«, freute sich Verlegerin Myriam Halberstam bereits am Vormittag über den regen Zuspruch der Besucher. »Dabei ist der Tag noch lange nicht vorbei«, so die Gründerin des Ariella-Verlages.

vermittler »Eigentlich haben auch wir Anlass zum Feiern«, ergänzte Petra Zwaka. »Schließlich gibt es unsere Einrichtung nun auch schon genau 20 Jahre«, betonte die Leiterin des Jugend-Museums, das nicht einfach nur Ausstellungen organisiert und beheimatet, sondern sich auch als aktiver Vermittler zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen versteht. »Mit jüdischen Themen und Israel beschäftigen wir uns schon länger«, berichtet Zwaka – und verweist auf ein deutsch-israelisches Jugendaustauschprojekt, das ihr Haus vor einigen Jahren angestoßen hat.

»Zudem leben mittlerweile sehr viele Israelis in Berlin, sodass wir auch ihre Biografien und Erfahrungen in unserem Projekt ›Heimat Berlin‹, das Migrationsgeschichte für Kinder und Jugendliche aufarbeitet, präsentieren wollen«, so Petra Zwaka weiter. »Auf diese Weise kam der Kontakt zwischen dem Jugend-Museum und Ariella zustande.«

Bücher stehen bei einem Verlagsjubiläum natürlich im Mittelpunkt. Den Auftakt bildete der israelische Klassiker Zimmer frei im Haus der Tiere von der Schriftstellerin Leah Goldberg, abwechselnd vorgelesen von Myriam Halberstam und Mirjam Pressler, selbst eine bekannte Kinderbuchautorin und Übersetzerin.

gebannt Aber auch Neuerscheinungen wurden präsentiert: Passend zu Pessach etwa Im Galopp aus Ägypten, eine Fortsetzung von Ein Pferd zu Chanukka. Das von Myriam Halberstam geschriebene und von Nancy Cote liebevoll illustrierte Buch, das den Auszug der Juden aus Ägypten neu interpretiert, kommt offensichtlich gut an bei den Kindern, insbesondere das Pferd, das keine Mazzot mag. Selbst die Jüngsten hörten der Geschichte gebannt zu.

»Uns ist es sehr wichtig, das Judentum und seine Traditionen zeitgemäß durch Geschichten wie die des Pferdes zu vermitteln«, erklärt Halberstam. »Wir verstehen unsere Bücher damit auch als einen Beitrag zum Aufbau einer neuen jüdischen Kultur in Deutschland.« Doch selbstverständlich haben die künstlerisch oft sehr aufwendig gestalteten Kinderbücher des Ariella-Verlages nicht nur eine jüdische Leserschaft

»Viele Nichtjuden zeigen ebenfalls großes Interesse und sind begeistert«, weiß die Verlagsleiterin. Das begrüßt sie ausdrücklich, denn wer in jungen Jahren bereits mit anderen Kulturen, Traditionen und Religionen in Berührung gekommen sei, neige später weniger dazu, Vorurteile oder gar Ressentiments zu entwickeln.

integration Aber Halberstam nennt noch einen Grund, warum jüdische Kinderbücher ihrer Einschätzung nach eine ganz wichtige Rolle spielen. »Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist ziemlich stark fragmentiert«, ist die Verlagsleiterin überzeugt – und verweist auf den hohen Anteil von Kindern, die aus russischsprachigen Familien stammen oder wie die Israelis oft ausschließlich Hebräisch und Englisch sprechen.

»Kinderbücher zu jüdischen Themen«, findet Halberstam, »fördern ganz elementar die Sprachkompetenz und leisten dadurch auch einen unschätzbaren Beitrag zur Integration innerhalb der jüdischen Gemeinden«.

Tu Bischwat

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