Frau Singer, am 11. September veranstaltet der Jüdische Nationalfonds Keren Kayemeth zum zweiten Mal einen »Natürlich für Israel«-Kongress – dieses Mal in Köln unter dem Motto »Koexistenz in Israel«. Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?
Mehr als 20 Prozent der israelischen Bürger sind Araber. Wir wollen sichtbar machen, dass Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft möglich ist. In Israel gibt es hierfür viele Beispiele.
Wie gehen Sie damit um, dass die Tagung am 11. September, dem 15. Jahrestag der Terroranschläge in den USA, stattfindet? Planen Sie eine Gedenkminute?
Ja natürlich, und zwar gleich am Anfang. Ich finde es sehr symbolisch, dass wir uns gerade an diesem Tag mit dem Thema Koexistenz beschäftigen. Wir müssen uns bewusst gegen Terrorismus stellen – mit unserem sozialen und umweltbewussten Engagement.
Die Spendenerlöse des Kongresses gehen an das West-Galiläa-Krankenhaus in Naharija im Norden Israels. Dort werden auch syrische Bürger behandelt, die im Krieg in ihrem Land schwer verletzt wurden. In Ihren Augen ein Beweis, dass Koexistenz möglich ist?
Ja, in diesem Krankenhaus ist Koexistenz völlig alltäglich. In der Klinik an der Grenze zum Libanon arbeiten Juden, Muslime und Christen, und sie helfen anderen Menschen – egal, woher die Patienten kommen und welchen Hintergrund sie haben. Wir sammeln für einen Garten im Eingangsbereich des Krankenhauses – sozusagen eine »grüne Oase«, in der die Menschen sich erholen und Kraft tanken können.
Die unbebauten Flächen im jüdischen Staat schwinden, die Bevölkerung wächst – im Jahr 2035 sollen es schon über elf Millionen sein. Der JNF-KKL ist Israels größte Umweltorganisation. Wie können Sie in Deutschland die Botschaft transportieren, dass Israel viel für die Umwelt tut?
Nehmen Sie doch das Thema Wasser: Israel ist Vorreiter bei der Bekämpfung von Trockenheit. Entsalzungstechnologien und eine Strategie für Wasseraufbereitung haben Israel zum Spitzenreiter auf diesem Gebiet gemacht. Wir werden weltweit immer mehr Menschen. Und natürlich muss auch in Israel das Umweltbewusstsein geschult werden. Unter Anleitung des JNF-KKL gehen zum Beispiel israelische Kinder einmal im Jahr in die Wälder und befreien sie von Plastik- und anderem Müll. Wir bringen auch Schüler oder Nachwuchsführungskräfte aus Deutschland und Israel mit verschiedenen Projekten und Wettbewerben zusammen. Sie lernen voneinander, und gleichzeitig bauen wir Brücken zwischen beiden Ländern.
Apropos Wald und Länder: Was ist Ihr neuestes Projekt im »Wald deutscher Länder« im nördlichen Negev in Israel?
Mitte September wollen wir den Spatenstich für einen Wald in Erinnerung an den früh verstorbenen CDU-Politiker Philipp Mißfelder setzen. Dafür hat sich die Junge Union sehr eingesetzt. Aber natürlich gibt es auch den SPD-Wald, und wir wollen auch die anderen demokratischen Parteien mit ins Boot holen. Gemeinsam können wir doch viel mehr erreichen.
Mit der Präsidentin des Jüdischen Nationalfonds Keren Kayemeth LeIsrael in Deutschland sprach Ayala Goldmann.