Herr Rabbiner, am kommenden Sonntag werden sechs junge Rabbinerstudenten der Yeshiva Gedola Berlin ordiniert. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Es ist für mich ein besonderes Ereignis, weil es meine erste Smicha-Feier hier in Berlin ist. Ich habe die Tätigkeit als Rosch Jeschiwa, also als Leiter der Yeshiva Gedola Berlin, erst im vergangenen Jahr aufgenommen.
Was haben Sie hier verändert?
Mit Blick auf die Ausbildung der sechs Rabbinerstudenten dieses Jahrgangs denke ich, dass es uns gelungen ist, das Studium noch mehr zu strukturieren, die Lerninhalte zusätzlich zu vertiefen – insgesamt das schon sehr hohe Niveau noch mehr anzuheben.
Was bedeutet das konkret?
Wir konnten die Ausbildung auf einem international anerkannten hohen Niveau fortsetzen und noch zusätzlich verbessern. Das lässt sich mit den rabbinischen Autoritäten verdeutlichen, die diesmal die Zwischen- und Abschlussprüfungen abgenommen haben. Dazu gehören unter anderem Raw Zalman Nechemya Goldberg, der Leiter des Machon Iyun HaHalacha in Jerusalem, Raw Chaim Yehuda Rabinovich, der Vorsitzende Richter des Jerusalemer Rabbinatsgerichts und Raw Avraham Yossef, der sefardische Oberrabbiner von Holon.
Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass Israels Oberrabbiner Yona Metzger zur Feier am Sonntag kommt?
Das ist eine Anerkennung unserer Ausbildung und des Wertes der hier verliehenen Smichot.
Bei der Ordinierung stellen Sie eine Publikation »Torat Berlin« vor. Worum handelt es sich?
Dies ist eine Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten zum Talmud von leitenden Rabbinern und der Rabbinerstudenten der Yeshiva Gedola. Sie beinhaltet verschiedene Forschungsergebnisse im Bereich der Halacha, und behandelt unter anderem Fragen zu Gesetzen der jüdischen Feiertage und der Kaschrut. Diese Themen werden bis heute im Rahmen unseres Talmud-Studiums in der Yeshiva Gedola gelernt und gelehrt. Die Publikation in hebräischer Sprache und mit deutschem Vorwort umfasst rund 100 Seiten. Zum ersten Mal nach der Schoa kann in Deutschland bei einer Rabbinerordinierung eine solche Arbeit vorgestellt werden.
Wo werden die Rabbiner tätig sein?
Das steht noch nicht abschließend für jeden einzelnen Studenten fest. Aber wie schon bei den vorherigen Jahrgängen – unsere Je-
schiwa bildet bereits seit 1999 Rabbiner aus – werden einige in deutschsprachigen Gemeinden zum Einsatz kommen, andere irgendwo auf der Welt. Absolventen der Yeshiva Gedola Berlin sind unter anderem bereits in Hamburg und Düsseldorf, aber auch in Estland, Mexiko oder Zypern als Rabbiner tätig.
Wie geht es in der Jeschiwa weiter?
Das Lernen geht weiter. Wir beginnen das nächste Semester nach den Hohen Feiertagen. Erstmals gibt es dann auch eine Kooperation mit dem Touro-Colleg Berlin. Das ermöglicht es, zum Beispiel ein Studium in Business-Management zu absolvieren und gleichzeitig Talmud und Tora zu lernen, mit dem entsprechenden Abschlüssen. Die Kurse des Touro-Collegs passen zum Jeschiwa-Studienplan. Das ist einmalig in Deutschland.
Mit dem Leiter der Yeshiva Gedola Berlin sprach Detlef David Kauschke.