Das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum steht im
Mittelpunkt einer Ausstellung, die ab Freitag in der Berliner Sophienkirche zu sehen sein wird. Das jüdisch-evangelische Gemeinschaftsprojekt beleuchtet auf 16 Schautafeln die Haltung der Kirche zum Judentum in den vergangenen
Jahrhunderten bis heute.
Träger sind die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das jüdische Touro College Berlin, wie der landeskirchliche Beauftragte für das Reformationsjubiläum und den Kirchentag 2017, Bernd Krebs, am Dienstag in Berlin bei der Präsentation der Ausstellung sagte.
Perspektiven Zum Erbe Luthers und der Reformation, deren 500. Jubiläum 2017 gefeiert wird, gehöre »die anfangs ungewöhnlich aufgeschlossene, später unsägliche Stellung des Reformators zu den Juden«, sagte einer der Autoren der Ausstellung, Peter von der Osten-Sacken, langjähriger Leiter des Instituts für Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität.
Die historisch-chronologisch aufgebaute Ausstellung lässt jeweils gleichberechtigt die christliche und die jüdische Perspektive zu Wort kommen. Ziel sei es unter anderem, ein differenziertes Bild Luthers zu zeichnen und dessen Judenfeindschaft in einen historischen und theologischen Zusammenhang zu stellen, sagte Osten-Sacken. Dabei sei die jüdische Perspektive immer auf Augenhöhe vertreten.
Luthers Schriften gegen die Juden hatten noch zu seinen Lebzeiten und dann bis in das 18. Jahrhundert hinein politische Auswirkungen, sagte Osten-Sacken. Im 19. Jahrhundert seien sie dann von antisemitischen Kreisen aufgegriffen worden, die mit ihrer antijüdischen Propaganda »kräftigen Widerhall unter Christen fanden«, gerade unter Theologen. Im 20. Jahrhundert
seien die Schriften von deutsch-christlichen Autoren nachgedruckt und zur Rechtfertigung ihrer antisemitischen Kirchenpolitik benutzt worden.
träger Die von der Axel-Springer Stiftung geförderte Ausstellung »Martin Luther und das Judentum– Rückblick und Aufbruch« ist bis zum 18. Dezember zu sehen. Für weitere Präsentationen wird jetzt noch ein Träger gesucht, sagte Krebs. Auf jeden Fall soll sie zum Kirchentag im Mai 2017 gezeigt werden.
Sara Nachama, Rektorin des Touro College Berlin und Initiatorin der Ausstellung, empfahl vor allem Schulkindern den Besuch. Die Pfarrerin der Sophienkirche, Dorothea Schulz-Ngomane, verwies auf das jüdische Umfeld in der Nachbarschaft der Großen Hamburger Straße und nannte die Kirche einen »guten Ort« für die Ausstellung. So habe die Kirche in der Mitte Berlins
Anfang des 18. Jahrhunderts erst errichtet werden können, weil die jüdische Gemeinde den Grund zur Verfügung stellte.
Die Ausstellung wird am Donnerstag von Sara Nachama und Propst Christian Stäblein eröffnet. Am 16. November startet zudem eine Vortragsreihe zur Ausstellung. epd
Die Ausstellung «Martin Luther und das Judentum – Rückblick und Aufbruch» wird am Donnerstag eröffnet und ist von Freitag an bis zum 18. Dezember täglich geöffnet von 11 bis 18 Uhr.