»Es ist schon eine Sensation, dass dieser Mauerrest die vielen Jahrzehnte überdauert hat.« Plauens Projektkoordinator Clemens Uhlig kann sich immer wieder über diesen Fund freuen. Dort, wo in Plauen einst eine Synagoge stand, sind heute nur noch Bruchstücke einer Mauer erhalten. Die Nationalsozialisten zerstörten die Synagoge 1938 in der Pogromnacht.
Das 1930 eröffnete Plauener Gotteshaus ging in Flammen auf und galt lange Zeit als vollständig zerstört. Nun wurde ein Mauerrest identifiziert und unter Denkmalschutz gestellt. Die gesicherte Mauer ist der Teil, an dem sich die sogenannte Wochentags-Synagoge erstreckte. Der stark beschädigte Gebäuderest erhielt im vergangenen Jahr eine Notsicherung und muss dringend saniert werden.
Die Stadt Plauen initiierte deshalb eine Crowdfunding-Aktion, um die Baumaßnahme finanzieren zu können. Man hofft, innerhalb von drei Monaten 15.000 Euro einzunehmen. Knapp 7000 Euro sind bereits eingegangen. Neben diesem Eigenanteil werde der Erhalt des inzwischen denkmalgeschützten Gebäuderestes insgesamt 100.000 Euro kosten, so Plauens Kulturbürgermeister Tobias Kämpf (CDU). Unterstützt wird die Stadt von Anliegern und einer Arbeitsgruppe unter dem Titel »Bruchstelle 1938 – (Ge-)Denkort ehemaliger Plauener Synagoge«.
Am authentischen Ort, der für Jahre Dreh- und Angelpunkt jüdischen Lebens in Plauen war und an dem es 1938 mit der Zerstörung zum großen Bruch kam, soll ein kleiner Gedenk- und Begegnungsort entstehen. Die finanziellen Mittel sollen zum größten Teil aus dem staatlichen Denkmalschutz kommen. Den notwendigen Eigenanteil von 15 Prozent sollen Spenden abdecken.
»Dieser besondere Ort, das Relikt dieser Mauerreste, ist ein Anlass, ein Projekt zu starten und eine Brücke zwischen der Vergangenheit in die Zukunft zu bauen«, sagt Stadtarchivar Clemens Uhlig.
Die Synagoge wurde nach Plänen des aus Augsburg stammenden jüdischen Architekten Fritz Landauer erbaut.
Die Synagoge wurde nach Plänen des aus Augsburg stammenden jüdischen Architekten Fritz Landauer erbaut und stand auf dem Eckgrundstück Engelstraße/Senefelderstraße. Der Bau wurde im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Am 7. Juli 1929 wurde der Grundstein feierlich gelegt. Trotz der beginnenden Weltwirtschaftskrise konnte das Gotteshaus bereits kaum ein Jahr später, am 6. April 1930, eröffnet werden.
In der vogtländischen Stadt gibt es seit 1950 keine jüdische Gemeinde mehr. »Wir möchten aber das Vermächtnis der einstigen, durch die Nationalsozialisten zerstörten Israelitischen Religionsgemeinde Plauen pflegen und auch in die Zukunft blicken im Hinblick auf deutsch-israelische Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte«, sagt Uhlig.
So gab es im vergangenen Sommer ein Projekt mit deutschen und israelischen Schülern, die sich an diesem Ort getroffen und über die Geschichte gelernt haben. »Womöglich könnten wir die Synagoge über 3D-Brillen virtuell wieder begehbar machen«, hofft der Kulturbürgermeister. Da sie Teil eines Modellprojektes der TU Darmstadt war, liegt die virtuelle Rekonstruktion schon vor.
Spenden für den Gedenkort unter: www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/bruchstelle1938-plauen