Berlin

Chili-Schoten und Avocado Smash

Neben koscheren Speisen gab es beim Street Food Festival 2023 im vergangenen Jahr auch einen Ohrenschmaus. Foto: Rolf Walter/xpress.berlin

Es gibt Momente, in denen es eine Menge Sinn ergibt, sich die Inhaltsangabe anzuschauen: Beim chinesischen Stand auf dem Koscheren Street Food Festival im Hof der Neuen Synagoge hätte sich dies jedenfalls vorteilhaft ausgewirkt, denn das mit einem Koscher-Zertifikat versehene »Mapo Tofu« war zusätzlich mit zwei Chili-Schoten markiert. Schon eine Schote stand für »scharf«. Für zwei davon hätte man eine weitere Warnung erhalten sollen, denn der Verzehr des Tofu führte zum dringenden Bedürfnis nach einem Eimer frischer Limonade, die es nebenan gab.

Drei Meter weiter bot ein Familienbetrieb wohlschmeckende Pelmeni an. Die in Osnabrück lebenden ukrainisch-jüdischen Besitzer, die bereits lange vor dem russischen Angriffskrieg gegen ihr Land in die Bundesrepublik kamen, haben ihre Teigtaschen bei der Produktion von einem Rabbiner zertifizieren lassen. Viele der Besucher genossen das Produkt mit Kräutern und Knoblauch oder in einer Brühe. Leckerer ging es kaum.

bühne Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erschien um kurz vor 13 Uhr auf der Bühne, um die konstant anwachsende Menge zu begrüßen – auf Deutsch, Türkisch, Ukrainisch und Chinesisch. Joffe brachte die Besucher des Festivals zudem dazu, sich gegenseitig lautstark und mehrfach einen guten Appetit zu wünschen – und zwar natürlich auf Iwrit: Beteʼavon!

Das Koschere Street Food Festival sei ein »weiterer Schritt in Richtung Normalität«, sagte Joffe dieser Zeitung vor Ort. »Die Menschen sollen sehen, dass koscheres Essen nicht allzu kompliziert ist. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, dann schafft man es.«

Alle Menschen, die wissen wollten, was koscher eigentlich bedeutet, waren eingeladen zu kommen.

Alle Menschen, die wissen wollten, was koscher eigentlich bedeutet, waren eingeladen zu kommen. Vorwiegend schien es jedoch die jüdische Community zu sein, die bei schönem Wetter geduldig in der Schlange an der Sicherheitsschleuse stand, um sich schließlich im Hof zu versammeln. Die Atmosphäre war familiär und freundschaftlich. Tanzende kleine Mädchen, die »Vierer Jatz Bande« und andere Künstler trugen auch dazu bei.

warteschlange Koschere Weine und Biere waren gefragt, ebenso wie der Traubensaft. Wer darauf bestand, eines der leckersten Angebote des Festivals anzunehmen und Schawarma zu verzehren, musste sich in die längste Warteschlange stellen. Zig Alternativen warteten an zahlreichen Nachbarständen, darunter »Veganer Pulled Jackfood Burger mit Avocado Smash«.

In Berlin musste auch vegane Currywurst ins Angebot kommen, damit zumindest eine lokale Spezialität vorhanden war. Die hervorragende Falafel-Pita mit Kräutern schmeckte wie ein ganzer Gemüsegarten. Naschkatzen in der Riesen-Menge wurden nicht benachteiligt. Auch Süßigkeiten waren in Hülle und Fülle verfügbar.

»Ich bin beeindruckt, denn das Essen schmeckt, und viele Leute sind gekommen«, sagte ein aus Kalifornien stammender Teenager, der koschere Festivals schon aus Los Angeles kannte. Ein weiterer junger Berliner fand das Event »sehr lebhaft«. Es sei »berührend zu sehen, dass es wieder so viel jüdisches Leben in Berlin gibt«.

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025

Feiertage

Hymne auf die Freiheit

Der Alexander-Moksel-Kindergarten führte im Gemeindezentrum ein Pessach-Musical auf

von Vivian Rosen  17.04.2025

Berlin

Mazze als Mizwa

Das Projekt »Mitzvah Day« unterstützt die Berliner Tafel mit einer Lebensmittel-Spende

von Katrin Richter  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Jewrovision

»Schmetterlinge im Bauch«

Nur stilles Wasser trinken, noch einmal gut essen, dann geht es auf die Bühne. Die Moderatoren Masha und Gregor verraten, wie sie sich vorbereiten und mit dem Lampenfieber umgehen

von Christine Schmitt  16.04.2025

München

Hand in Hand

Ein generationsübergreifendes Social-Media-Projekt erinnert an das Schicksal von Schoa-Überlebenden – Bayern-Torwart Daniel Peretz und Charlotte Knobloch beteiligen sich

von Luis Gruhler  15.04.2025

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025

Porträt der Woche

Eigene Choreografie

Galyna Kapitanova ist IT-Expertin, Madricha und leitet eine Tanzgruppe

von Alicia Rust  14.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025