Die Leipziger Ehrenbürgerin und Holocaustüberlebende Channa Gildoni ist am Dienstag im Alter von 99 Jahren gestorben.
Trotz aller Schrecken, die Gildoni in den 1930er Jahren in Leipzig erleben musste, habe sie sich für die Aussöhnung mit Deutschland eingesetzt, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Sie sei eine große Brückenbauerin gewesen, die die Verbindung in ihre alte Heimatstadt nie habe abreißen lassen.
Jung hatte Gildoni erst im Oktober 2022 die Ehrennadel der Messestadt überreicht. Die Würdigung fand nach Angaben der Stadtverwaltung im Rahmen einer Delegationsreise in Israel statt. Gildoni war zudem Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
Herzensangelegenheit »Der Kontakt zur jungen Generation war ihr Herzensangelegenheit. Wer sie kennenlernte, konnte den Schrecken der NS-Zeit erspüren - und zugleich erleben, dass Vergebung möglich ist«, sagte Jung über Gildoni. Die Stadt Leipzig verliere mit ihr eine »große und starke Versöhnerin«.
Channa Gildoni wurde 1923 in Leipzig als einziges Kind des Ehepaares Moronowicz geboren. Über Ungarn konnte sich die Familie der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entziehen und floh nach Tel Aviv in Israel.
Gildoni setzte sich für die Verständigung und Aussöhnung mit Deutschland ein. 1995 wurde sie Vorsitzende im Verband ehemaliger Leipziger in Israel. Sie warb für das Besuchsprogramm der ehemaligen jüdischen Leipziger und sprach sich für die Erweiterung auf die Generation der Kinder und Enkel aus.
Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung der Stadt Leipzig. Seit 1832 hat die Stadt insgesamt 89 Ehrenbürger ernannt. epd