Mit einer Gedenkveranstaltung wird am Montagnachmittag in Berlin an den 80. Jahrestag der sogenannten Polenaktion im Jahr 1938 erinnert. Zu der Veranstaltung in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum werden neben Vertretern des Bundes und des Landes auch mehr als 70 Angehörige von vertriebenen Familien erwartet, die eigens für das Gedenken aus den USA, Israel, Australien und weiteren Ländern anreisen. Einige der Zeitzeugen werden auch zu Wort kommen.
Als Rednerinnen und Redner sind unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke), die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, vorgesehen. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wird an dem Gedenken teilnehmen.
Stolpersteine Am Montag werden für drei der von den Nationalsozialisten deportierten Berliner Familien vor ihren letzten Wohnhäusern in der Hauptstadt »Stolpersteine« verlegt. Bereits am Sonntag reisten die Angehörigen gemeinsam zum damaligen polnischen Grenzort Zbaszy (Bentschen) und nahmen dort an einer lokalen Gedenkveranstaltung teil.
Die sogenannte Polenaktion Ende Oktober 1938 war die erste Massendeportation von Juden während des Nationalsozialismus. Zwischen dem 28. und 29. Oktober 1938 wurden mehr als 17.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit aus dem nationalsozialistischen Deutschland ausgewiesen. Sie wurden an die polnische Grenze verschleppt und mussten dort monatelang in Flüchtlingslagern ausharren.
Über die Ereignisse ist noch bis Jahresende die Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938 – Die Geschichte der »Polenaktion« im Centrum Judaicum zu sehen. Die Schau ist ein Kooperationsprojekt des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin mit dem Verein »Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin«.
Familienfotos Die Ausstellung erzählt die Geschichte von sechs jüdischen Berliner Familien während und nach dem 28. Oktober 1938. Gezeigt werden neben Dokumenten der Verfolgung und Ermordung auch private Familienfotos, die das Leben vor der Ausweisung veranschaulichen oder vom Weiterleben nach 1945 erzählen.
Für die meisten dieser Familien ist der 29. Oktober 1938 der Tag gewesen, an dem sie für immer auseinandergerissen wurden. Seit Jahrzehnten hatten sie in Berlin gelebt oder waren hier geboren worden. Berlin ist ihr Zuhause gewesen, ihre Spuren ließen sich im Stadtraum verorten. Viele der betroffenen Familien hatten in unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Centrum Judaicum gelebt. epd/ja