Berlin

Campus mit Kita und Café

Nirit Bialer, Dekel Peretz, Mario Marcus, Tanja Berg und Markus Frenzel (v.l.) Foto: Boaz Arad

Nur noch wenige Tage, dann können Dekel Peretz und alle Interessierten die Entwürfe für den Neubau auf ihrem Synagogen­gelände am Fraenkelufer begutachten. Am 10. Dezember läuft die Frist des Wettbewerbs ab, bis dahin müssen Architekturbüros ihre Entwürfe eingereicht haben. Mitte Januar sollen dann die Namen der ersten drei Preisträger bekannt gegeben werden. »Ich bin sehr gespannt«, sagt Dekel Peretz, Vorsitzender des Vereins Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer, der Auftraggeber des Neubaus

Mit den interessierten Architekten sind er und weitere Mitglieder vor ein paar Monaten über das Synagogengelände gegangen, haben Fragen beantwortet und Wünsche geäußert: Es soll kein Gebetshaus gebaut werden, sondern eine »Ergänzung zur Synagoge«. Ein Campus, in dem Begegnungen und Veranstaltungen stattfinden können, ebenso sollen Büros, Gemeinschaftsräume, ein Festsaal und Ateliers Platz bekommen. »Kulturschaffende sind Brückenbauer, auf die wir nicht verzichten möchten«, sagt Peretz. Speziell seit dem 7. Oktober 2023 und dem immer stärker werdenden Antisemitismus seien die Projekte noch wichtiger geworden.

Raum für die Entfaltung jüdischen Lebens im Hier und Jetzt

»Was uns sehr am Herzen liegt, sind eine Kita für rund 45 Kinder und ein koscheres Café«, sagt Peretz. Wie das Gebäude aussehen wird, weiß der Vorsitzende nicht. »Es wird eine Überraschung.« Weiter sagt er: »Mit dem jüdischen Zentrum wollen wir ein Zeichen der Toleranz, des Miteinanders, der Weltoffenheit und des Zukunftsoptimismus senden. Gleichzeitig wird mit dieser neuen-alten Synagoge ein Zeichen für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens im Herzen der deutschen Gesellschaft gesetzt.« Es mangele an Orten, die Raum für die Entfaltung jüdischen Lebens im Hier und Jetzt bieten, sich mit aktuellen Tendenzen und lokalen jüdischen Perspektiven auf das jetzige Geschehen in Berlin, Deutschland und international beschäftigen, so Peretz.

Die 1916 errichtete Synagoge gehörte einst zu den größten Synagogen Berlins und bot rund 2000 Menschen Platz. Sie wurde 1938 und später durch Bombeneinschläge schwer beschädigt. 1958 wurde der Großteil der noch stehenden Hausteile abgerissen. Als Gebetsstätte nutzt die Synagogengemeinde den Seitenflügel.

Die Beterschaft Synagoge Fraenkelufer gilt als sehr aktiv. Und auch als sehr vielfältig. So gebe es traditionelle, egalitäre und Familiengottesdienste. Ein weiterer Grund für den Neubau: »Wir brauchen auch einen Ort, an dem die jüdische Kultur ausgelebt werden kann.« Den würde es bisher für sie in Berlin nirgendwo geben, meint er. Die jüdische Identität soll gestärkt werden.

Für den Wiederaufbau verantwortlich ist Engelbert Lütke Daldrup

24 Millionen Euro werden vom Berliner Senat bereitgestellt. Der Baustart sei für 2026 geplant, mit der Fertigstellung rechnet Dekel Peretz allerdings erst im Jahr 2029 oder 2030. Für den Wiederaufbau verantwortlich ist Engelbert Lütke Daldrup, der schon den Berliner Flughafen BER zur Eröffnung brachte.

Im September 2018 wurde auf Initiative des Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, der Verein Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer gegründet. Im März 2019 tagte erstmals das hochrangig besetzte Kuratorium.

»Gemeinsam, mit der gesamten Stadtgesellschaft und Besuchern aus der ganzen Welt, wollen wir tanzen und feiern, dichten und philosophieren, erinnern und vorausschauen. Zusammen Zukunft gestalten«, heißt es auf der Homepage des Vereins Jüdisches Zentrum Synagoge Fraen­kelufer.

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