Musikalisch schwungvoll hat am Donnerstagabend die 19. Jahresversammlung der Union progressiver Juden Deutschlands (UpJ) in Berlin Spandau begonnen. Boaz Davidoff, Kantor aus Haifa, begrüßte die rund 200 Gäste dieses Abends mit einem Potpourri aus liturgischen sowie jiddischen und Latino-Liedern. Den Rhythmus nahm auch Sonja Guentner in ihrer kurzen Rede auf. Die Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland konnte Teilnehmer aus 21 von 23 Unions-Gemeinden von Ahrensburg bis Wolfsburg begrüßen. Noch nie hätten sich so viele Interessierte gemeldet, man habe sogar 70 ablehnen müssen, sagte Guentner der Jüdischen Allgemeinen.
Das vergangene Jahr sei äußerst erfolgreich gewesen, so Guentner. Die Union stehe kurz davor, als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden. Zudem sei mit der Vorsitzenden erstmals eine Vertreterin aus Deutschland im Vorstand der World Union for Progressive Judaism. Zudem sei die jüdische Theologie als Universitätsfach aufgenommen worden – Erfolge, die sich sehen ließen.
Zur Zukunft betonte Guentner: »Wir haben die Jugend ins Haus geholt und wollen neue Akzente setzen«. Sie spielte darauf an, dass während des viertägigen Events erstmals Kindertagungen vorgesehen sind. Die Termine des Kinderdebatten ziehen sich wie ein roter Faden bis Sonntag durch das Programm. Damit werde das Bild der Familie auch deutlich sichtbar, so die Unionsvorsitzende.
Grüsse Miriam Kramer, Vorsitzende der European Union for Progressive Judaism, überbrachte Grüße aus den 15 Ländern in Europa und lud zur nächsten Sitzung der Europäischen Union vom 24. bis 27. April nächsten Jahres nach Dresden ein. Dalya Levy von arzenu Olami, der Gruppe religiöser Zionisten innerhalb der Reform- und progressiven Bewegung, ruft die Teilnehmer auf, den Zionismus in Israel kennnzulernen. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, und Generalsekretär Stephan. J. Kramer ließen Grüße ausrichten.
Der Direktor des Abraham Geiger Kollegs, Walter Homolka, hob in seinen Festvortrag vor allem die Vielfalt eines lebendigen Judentums in der Union progressiver Juden hervor. »Leben und leben lassen«, diese Floskel höre sich einfacher an, als sie zu verwirklichen sei. Dies zu wollen und zu leben sei das große Verdienst der liberalen Gemeinden in Deutschland. Nicht festgefügte Meinungen gelte es zu vertreten, sondern im Diskurs miteinander und voneinander zu lernen. Daher freue er sich, unter den Teilnehmern auch viele neue Gesichter zu sehen, betonte Homolka.
Programm Am Freitag stiegen die rund 250 Tagungsteilnehmer in das vielfältige Programm ein, das von jüdischen Kinderbüchern über israelische Tänze und Lieder bis zu Zionismus viel zu bieten hat. Als Referenten sind unter anderem vorgesehen: Rabbiner Henry. G. Brandt aus Augsburg, Jonah Sievers aus Niedersachsen, Tom Kucera aus München, Walter Rothschild aus Schleswig-Holstein, Konstantin Pal aus Thüringen, die Kinderbuchautorin Sylvia Dym, der Jugendleiter der UpJ, Rabbiner Adrian Schell, sowie der Sofer Neil Yerman und zahlreiche Mitarbeiter und Madrichim aus den Gemeinden. Die Tagung endet am Sonntag mit der Mitgliederversammlung.