Berlin

Bunt, fröhlich und draußen

Der Ruf »Am Israel Chai!« ist das Startzeichen, mit dem sich am frühen Sonntagnachmittag der bunte Zug auf dem Adenauerplatz in Berlin-Charlottenburg in Bewegung setzt: Die Dudelsackpfeifer der »Black Kilts« geben den Takt an. Sechs als Clowns verkleidete Rabbinatsschüler winken im offenen Wagen den Zuschauern und Fotografen zu, gefolgt von einem Tieflader mit Kidduschbecher, Mesusa und Tefillin aus Pappe und der Aufschrift »Schon eine gute Tat verbessert die Welt«. Vorneweg die Initiatoren, Rabbiner Yehuda Teichtal und Rabbiner Shmuel Segal von Chabad Lubawitsch, begleitet vom sefardischen Gemeinderabbiner Reuven Yaacobov.

Veranstalterangaben zufolge sind 1.500 Menschen dem Aufruf zur »Jewish Parade« gefolgt. Mit dabei: Fußgänger und Motorradfahrer, liberale Kantoren und orthodoxe Beter, Aschkenasen und Sefarden, Zuwanderer und Alteingesessene, Mitglieder der Zionistischen Organisation Deutschlands und Mitarbeiter der israelischen Botschaft, junge Trommler der Jüdischen Oberschule und der Jüdischen Traditionsschule. Viele halten Schilder hoch, auf denen man unter anderem »Liebe deinen Nächsten« oder »Lerne Tora: Das ist das Wahre« lesen kann.

Ethel Stein ist mit ihrer Hündin Maggier zur Lag-Baomer-Parade gekommen. »Jüdische Feste muss man feiern«, sagt die 83-Jährige. Georg Potzies, Beter der orthodoxen Synagoge Joachimstaler Straße, hat sein koreanisches Hyosung-Motorrad mit israelischen Fahnen geschmückt. Er meint: »Wir müssen raus aus dem Versteck. Es ist gut, dass wir uns endlich in der Öffentlichkeit zeigen.«

Mehr als 20 jüdische Vereine und Organisationen beteiligen sich an der Parade, unter anderem die jüdische Frauenvereinigung WIZO (Women’s International Zionist Organisation). Deren Berliner Vorsitzende Michal Gelerman ist ganz vorne im Zug mit dabei. Sie sagt: »In den WIZO-Statuten ist die Völkerverständigung verankert. Diese Parade für Frieden und Toleranz ist eine gute Gelegenheit, dies auch in aller Öffentlichkeit zu zeigen.«

Der Deutschland-Vorsitzende von Keren Hayesod, Nathan Gelbart, verweist darauf, dass noch am Nachmittag zuvor rund 300 randalierende Neonazis auf dem Kurfürstendamm und dem Adenauerplatz unterwegs waren: »Diese jüdische Parade ist auch ein gutes Zeichen dafür, dass wir diesen Antisemiten nicht die Straße überlassen.«

Die »Jewish Parade« endet in der Münsterschen Straße, wo ein Straßenfest mit Musik, Kinderkarussell, Informationsständen und koscheren Spezialitäten mehrere Stunden lang gefeiert wird. Rabbiner Yehuda Teichtal hebt hervor, dass es gelungen sei, »Offenheit, Miteinander und lebendiges jüdisches Leben« mitten in Berlin zu präsentieren.

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 23.11.2024

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024