Das Bundesarchiv hat im vergangenen Jahr mehr als 1000 Anfragen zu früher in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden verzeichnet. Bis Ende April dieses Jahres habe es bereits weitere 500 gegeben, teilte das Bundesarchiv am Montag in Berlin mit. Dabei gehe es oft um Recherchen und Auskünfte für Angehörige, aus der Forschung, von amtlichen Stellen und von Stolperstein-Projekten. Mit letzteren wird Ermordeten an ihrem früheren Wohnort gedacht.
Der größte Anteil entfalle aktuell auf Anfragen zur Klärung von Staatsangehörigkeitsfragen, besonders aus Israel. Mit der 2021 erweiterten Wiedergutmachungs-Einbürgerung sei es auch für die Nachfahren von in der NS-Zeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen vertriebenen ehemaligen Deutschen möglich, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen.
Entsprechende Informationen zu früheren jüdischen Deutschen sind nach Angaben des Bundesarchivs in der sogenannten Residentenliste erfasst. Zu der »Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933-1945 in den Grenzen vom 31.12.1937« gehörten etwa 810.000 Personeneinträge mit mehr als 3,8 Millionen Belegstellen aus knapp 1.800 Quellen.
Die Residentenliste basiere auch auf Ergänzungskarten der Volkszählung 1939. Die Extradaten hätten der vollständigen Erfassung der jüdischen Bevölkerung gedient, um sie den NS-Rassengesetzen unterwerfen zu können. Sie würden heute Auskunft über etwa 130.000 Haushalte mit rund 277.500 Personen jüdischer Abstammung geben. Zu Beginn der NS-Herrschaft waren laut Volkszählung von 1933 noch mehr als 500.000 der insgesamt 65 Millionen Deutschen jüdisch. epd