Im Kampf gegen Antisemitismus muss frühzeitig angesetzt werden, fordert der Zentralrat der Juden. Nicht erst der Angriff auf die Synagoge in Halle habe deutlich gemacht, dass der schulischen Bildung ein hoher Stellenwert in der Bekämpfung des Antisemitismus zukommt. Der Zentralrat, die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten haben daher eine gemeinsame Arbeitsgruppe einberufen, um den Umgang mit Antisemitismus an Schulen zu verbessern.
Die 15-köpfige Arbeitsgruppe wird eine gemeinsame Empfehlung erarbeiten, die Lehrkräften eine Orientierung im Umgang mit den verschiedenen Formen des Antisemitismus geben und Handlungsstrategien aufzeigen soll. Darüber hinaus soll es darum gehen, das Thema Antisemitismus-Bekämpfung flächendeckend und nachhaltig in der Lehrerbildung zu verankern.
Bildung »Antisemitismus hat letztlich die Zerstörung der offenen, demokratischen Gesellschaft zum Ziel«, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. »Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass Bildung ein Schlüssel zur Bekämpfung des Antisemitismus ist. Wir müssen alles daransetzen, Lehrkräfte darin zu unterstützen, antisemitische Ressentiments in der Schule zu erkennen und zu bekämpfen. Insbesondere die Hochschulen sind gefordert, den Umgang mit Antisemitismus bereits im Lehramtsstudium zu thematisieren.« Kein Kind werde als Antisemit geboren.
»In letzter Zeit sind immer wieder antisemitische Anfeindungen im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof zu verzeichnen.« Alexander Lorz
Der Präsident der Kultusministerkonferenz und Hessischer Kultusminister, Alexander Lorz, ergänzte: »In letzter Zeit sind immer wieder antisemitische Anfeindungen im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof zu verzeichnen – und das nicht nur an Schulen in sozial herausfordernden Lagen.« Umso wichtiger sei es, »geschlossen ein Zeichen zu setzen gegen jede Form von Judenhass und Ausgrenzung«. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden wolle man genau das tun.
Gesamtgesellschaft Es sei klar, »dass diese Aufgabe nur gesamtgesellschaftlich geschultert werden kann. Die Erarbeitung einer Empfehlung ist deshalb ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Toleranz und Weltoffenheit in der Schule«, betonte Lorz.
Der Co-Vorsitzende der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten, Ludwig Spaenle, weist darauf hin: »In der Schule haben wir die einmalige Chance, junge Menschen mit unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft über jüdisches Leben und jüdischen Glauben zu informieren und über die verschiedenen Wurzeln und Formen des Antisemitismus aufzuklären, zum Beispiel rechtsextreme, islamistische und linksextreme.« So könne man dem Antisemitismus ein Stück weit den Boden entziehen. »Wir wollen die Lehrkräfte dazu in die Lage versetzen und die Lehrpläne entsprechend fortschreiben«, so Spaenle.
Mit der neuen Arbeitsgruppe setzen der Zentralrat der Juden und die KMK ihre Zusammenarbeit fort, die 2016 mit der gemeinsamen Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule begonnen hatte. Es folgten eine Fachtagung im April 2018 sowie eine gemeinsame Webseite mit empfehlenswerten Lehrmaterialien zur Thematik. ja