Magdeburg

Bürgen für die Sicherheit

Stadt mit zwei jüdischen Gemeinden: Halle Foto: imago

Die Synagogengemeinde Halle hat gegen den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt einen Teilsieg errungen. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg legte in einer Nebenentscheidung fest, dass der Landesverband bis Mitte Februar eine Sicherheitsleistung in Höhe von 863.304 Euro erbringen muss. Hintergrund ist eine Forderung der Synagogengemeinde Halle, an den staatlichen Zuschüssen beteiligt zu werden, obwohl sie weder dem Landesverband noch der Union progressiver Juden angehört.

Sockelbetrag 1999 war die Synagogengemeinde offiziell anerkannt worden. Seitdem kämpft sie darum, an den Finanzmitteln aus dem Staatsvertrag beteiligt zu werden. Deren Verteilung obliegt jedoch dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt.

Bislang berücksichtigte dieser aber nur die Gemeinden in Magdeburg, Dessau und die Jüdische Gemeinde zu Halle. Die Synagogengemeinde erhielt lediglich einen Basisbetrag. Verabredete Mehrzahlungen kämen nur unregelmäßig oder nicht in beanspruchter Höhe, beklagt Gemeindevorsitzender Karl Sommer, der die aktuelle Mitgliederzahl mit 228 angibt.

2009 hatte bereits das Verwaltungsgericht Halle entschieden, dass der Landesverband an die Synagogengemeinde für die Jahre 1999 bis 2005 eine Nachzahlung zu leisten habe. Dagegen hatte der Landesverband mit seinem Vorsitzenden Max Privorozki Berufung beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Magdeburg eingelegt. Dieses hatte zwar das Verfahren angenommen, es aber am 20. Juli 2011 ausgesetzt, um zunächst vor dem Landesverfassungsgericht den alten Staatsvertrag auf seine Verfassungsmäßigkeit überprüfen zu lassen.

Handlungsfähigkeit Dass nun am 5. Januar das OVG doch den Beschluss fasste, vom Landesverband eine Sicherheit zu verlangen, überrascht Max Privorozki. »Es ist ein harter Schlag für uns«, gibt er zu. Er sei optimistisch, aber besorgt, sähe er doch die Handlungsfähigkeit des Landesverbandes durch die finanzielle Belastung gefährdet.

»Wir haben SOS in Richtung des Landesministeriums, der Hausbank und auch an den Zentralrat der Juden in Deutschland ausgesendet, berichtet Privorozki. Bislang habe er von ihnen weder eine Ablehnung noch eine Zusage erhalten. Karl Sommer gibt sich indes gesprächsbereit. Landesverbandschef Privorozki möchte aber zu einem solchen Treffen auch das Kultusministerium als Partei des Staatsvertrages und den Generalsekretär des Zentralrats, Stephan J. Kramer, als Prüfungsinstanz mit an den Tisch bitten.

»Die Sache soll dann ein für alle Mal erledigt werden«, betont Privorozki. »Herr Sommer soll uns ein Angebot zusenden und keine Wenn-Dann-Forderungen stellen«, fordert er Sommer auf. Doch die Zeit wird knapp.

Der Sprecher des Kultusministeriums sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass eine Landesbürgschaft die letzte mögliche Option sei. »Doch erst sind der Landesverband und die Bank gefragt«, erklärte Philipp Hoffmann. Doch selbst wenn der Landesverband die 863.304 Euro hinterlegt, fließen sie nicht automatisch der Synagogengemeinde zu.

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025

München

»Das ganz Andere fremder Welten«

Die Volkshochschule und das IKG-Kulturzentrum gedachten des 130. Geburtstags der Dichterin Gertrud Kolmar

von Helen Richter  05.01.2025

Feier

Dem Herzen folgen

Die IKG München und Oberbayern bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement

von Luis Gruhler  05.01.2025