Monsignore Klaus Mayer, ehemals Pfarrer von St. Stephan und Initiator der weltberühmten Chagall-Fenster, hat der Jüdischen Gemeinde Mainz seine private Judaica-Sammlung vermacht. »Es geht mir darum, die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger wachzuhalten, die in den Jahren 1939 bis 1945 deportiert und ermordet wurden oder – im günstigsten Fall – fliehen konnten«, betonte der 93-Jährige bei der Übergabe an Gemeindevorsitzende Stella Schindler-Siegreich. »Meine Herkunft und meine Biografie haben mich dazu motiviert, dem jüdisch-christlichen Dialog zu dienen.«
Mayer ist Sohn eines jüdischen Vaters und zugleich der einzige Schoa-Überlebende einer einstmals großen und prominenten jüdischen Familie in Mainz. Sein Großvater Bernhard Albert Mayer war von 1909 bis 1941 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. In seiner Amtszeit wurde 1912 die Hauptsynagoge mit einer Bibliothek errichtet, die in der Pogromnacht 1938 mit der Synagoge zerstört wurde.
Auschwitz-Kalendarium Mayers Sammlung umfasst rund 350 Werke, die sich mit jüdischer Religion beschäftigen. Den Schwerpunkt bilden Bücher, die den Holocaust dokumentieren, darunter das Kalendarium der Ereignisse im KZ Auschwitz-Birkenau 1939 bis 1945. »Es ist erschütternd, mit welch nüchterner Sachlichkeit die Ereignisse festgehalten wurden«, sagte Mayer. Natürlich gehören auch die Bildbände zu den Chagall-Fenstern zur Sammlung. Schließlich sind sie »die künstlerische Grundlage für den interreligiösen Dialog«, schwärmte Gemeinderabbiner Aharon Ran Vernikovsky.
Schindler-Siegreich dankte dem Monsignore für sein Geschenk: »Das Selbstverständnis der einstigen jüdischen Gemeinde spiegelt sich im Selbstverständnis der Familie Mayer: Juden in Deutschland haben sich als Deutsche gefühlt, sie hatten keine andere Heimat. Dieses Selbstverständnis wurde im Nationalsozialismus zerstört.« Das Judentum sei eine Buch-Religion, ergänzte sie: »Immer, wenn Juden verfolgt wurden, hat man vorher ihre Bücher verbrannt.« Darum werde die Gemeinde Mayers Sammlung pflegen.