Auf einer mannshohen Stele steht seit Dienstagabend im Foyer des Bundesjustizministeriums in Berlin eine bronzene Fritz-Bauer-Büste. Kritisch schaut der Jurist und Initiator des erstes Auschwitz-Prozesses seinem Gegenüber in die Augen – als wollte er ihn mahnend an die Vergangenheit erinnern.
Gefertigt wurde die Büste von Pavel Feinstein, einem in Berlin lebenden Künstler mit russisch-jüdischen Wurzeln. Er habe sich im Vorfeld viele Fotos von Fritz Bauer angeschaut und auch noch einmal so einiges über ihn gelesen, sagte der 60-Jährige während der Einweihungsveranstaltung.
Dann habe er losgelegt und versucht, eine Büste zu schaffen, die Fritz Bauer ähnlich sieht. Vier Monate habe er bis zur Fertigstellung gebraucht. Mit dem Ergebnis sei er »zufrieden«, sagte Pavel Feinstein, der sich bisher vor allem als Maler und Zeichner unter Kunstkennern einen Namen gemacht hat.
Und mit dieser Meinung war er nicht allein. Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, sagte anerkennend: »Du hast dich in sein Leben hineinversetzt, das sieht man, ich finde das Ergebnis einfach super.«
Justitia Warum eine bronzene Fritz-Bauer-Büste im Justizministerium besser aufgehoben ist als eine Justitia-Statue – darüber sprach Christine Lambrecht (SPD) in ihrer Danksagung. »Wenn Sie die Justizministerien und Justizpaläste dieser Welt betreten, dann empfängt Sie in aller Regel die Göttin der Gerechtigkeit«, sagte die Politikerin.
»Sie erscheint uns als junge Frau in erhabener Geste, eine Toga bedeckt ihre anmutige Gestalt.« Dass an ihrer Stelle nun eine Fritz-Bauer-Büste steht, sei auf den ersten Blick womöglich ungewöhnlich – doch im Hinblick auf die deutsche Vergangenheit ein logischer Schritt. »Es waren auch und gerade Juristen, die die Schoa – das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – organisiert und routiniert verwaltet haben. Und sie haben sich nicht geschämt, das unter den Augen von Justitia zu tun«, sagte sie. »Diese furchtbaren Juristen haben Recht und Gerechtigkeit mit Füßen getreten.«
Ausnahme In der deutschen Juristenschaft habe es nur wenige mutige Ausnahmen gegeben. »Fritz Bauer war eine solche mutige Ausnahme«, sagte Christine Lambrecht und rief den Gästen dessen Biografie in Erinnerung.
Fritz Bauer warnte früh vor den Nationalsozialisten.
Der engagierte Sozialdemokrat und Sohn einer jüdischen Familie warnte früh vor den Nationalsozialisten. Als Richter beteiligte er sich am Generalstreik gegen ihre Machtübernahme. Er wurde zweimal verhaftet und monatelang interniert. Er floh, tauchte unter und schrieb aus dem Exil gegen die nationalsozialistischen Verbrechen an.
Auch nach seiner Rückkehr aus dem Exil scheute er sich nicht, als engagierter Richter und Beamter politisch Stellung zu beziehen. Er setzte sich dafür ein, die Vergeltungsstrafe als ein Relikt autoritärer Denk- und Handlungsmuster abzuschaffen, weil er sie als unvereinbar mit dem Grundgesetz ansah.
ns-Unrecht Als Generalstaatsanwalt gehörte er zu den ersten Juristen, die in der jungen Bundesrepublik ernst gemacht haben mit der Verfolgung des NS-Unrechts. Fritz Bauer war es, der den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess initiierte. Die Akten dieses Prozesses sind von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe »Memory of the World« aufgenommen worden. »Zu Recht«, betonte Christina Lambrecht.
Auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit werde die Büste die Mitarbeiter des Ministeriums nun stets daran erinnern, »Juristen zu sein, die dem Gesetz und Recht, der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippendienst leisten«, zitierte Ministerin Lambrecht Fritz Bauer. Der bronzene Charakterkopf steht nun im Eingangsbereich des Hauses, dessen Foyer bereits seinen Namen trägt.