Im November ist auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme der »Ort der Verbundenheit« feierlich eröffnet worden. Ab sofort können dort Angehörige Plakate für Familienmitglieder gestalten, die im KZ inhaftiert waren. Der »Ort der Verbundenheit« besteht aus einer Präsentation vor Ort in Form von Druckplatten und einer Plakatwand, einer Druckwerkstatt und einer Webseite mit einem digitalen Archiv.
Die Angehörigen können Plakate individuell gestalten, die die Geschichten ihrer verfolgten Familienmitglieder erzählen. Diese Plakate können dann direkt vor Ort vervielfältigt werden, um so die Erinnerung lebendig zu erhalten.
Workshops Aus den Plakatmotiven der Opferfamilien werden Druckplatten erstellt, die in Archivregalen dauerhaft im Außengelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme präsentiert werden. Die Vorarbeiten können die Besucher in der Druckwerkstatt der KZ-Gedenkstätte in Workshops selbst erledigen, die Plakate im Hochdruckverfahren vervielfältigen und an einer Plakatwand präsentieren.
So werden die Erinnerungen an die NS-Opfer immer wieder neu sichtbar gemacht, und das Gedenken wird zu einem aktiven Prozess. »Gedenken heißt handeln!«, heißt es auf der mehrsprachigen Website www.ort-der-verbundenheit.org, auf der die Plakate online zu sehen sind. Angehörige und Personen, die das Projekt unterstützen möchten, finden auf der Internetseite auch Anleitungen zum Mitmachen.
Der »Ort der Verbundenheit« will dazu anregen, aktiv zu werden.
»Mein Plakat ist ein Brief an meinen Vater und meine von den Nazis so schrecklich verfolgte Familie. Ich verspreche meinem Vater darin, wachsam zu bleiben und einzugreifen. Die nationalsozialistischen Verbrechen werden heute wieder verleugnet, verdreht und verharmlost. Für mich bedeutet Gedenken daher auch Handeln. Der Ort der Verbundenheit will dazu anregen, aktiv zu werden. Das finde ich heute wichtiger denn je«, sagt Bernhard Esser von der Arbeitsgemeinschaft »Ort der Verbundenheit«.
»Die Gestaltung eines aktiven Erinnerungsprozesses durch Angehörige und Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg ist ein höchst gelungenes Zusammenwirken verschiedener Generationen und kultureller Kompetenzen«, sagt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. »Wir als Studierende wollten einen Gedenkort schaffen, der zu aktivem Handeln einlädt«, sagt Charlotte Perka vom Studio Experimentelles Design.
Fünf Jahre haben Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZs Neuengamme aus mehreren Ländern auf diesen Moment hingearbeitet. Coronabedingt war mit Uta Kühl, Bernhard Esser und Kristof Van Mierop neben Hannes von Coler und Nick Craven als Vertreter des Studios für experimentelles Design und Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, nur eine kleine Gruppe Angehöriger bei der Eröffnung vor Ort. Sie kamen aus Deutschland und Belgien. Die Feier wurde per Instagram übertragen.