»Jewish Traces« heißt das Projekt, mit dem die sechs Schülerinnen des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums den diesjährigen Rolf-Joseph-Preis gewinnen konnten. Sie schauten sich das Haus in der Friedberger Straße 9 in Augsburg an – und stellten fest, dass hinter jeder Wohnung eine Geschichte steckt.
Die mehrstöckige Immobilie gehörte dem Installateur Louis Bernheimer (1875–1942). In dem sogenannten Beth Chaluz (Haus der Pioniere) lebten und lernten viele jüdische Auszubildende, die sich auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereiteten.
STADTFÜHRUNG Louis Bernheimer selbst und seine Frau Paula hingegen mochten ihre Heimat nicht verlassen und wurden wahrscheinlich in Auschwitz ermordet. Die Schülerinnen haben viel recherchiert und dafür gesorgt, dass Louis Bernheimer im Erinnerungsbuch steht. Und: Sie arbeiten weiter an einer Stadtführung.
Der Rolf-Joseph-Preis ist unter Schülern nach wie vor sehr beliebt: Das zeigte sich auch bei der Preisverleihung, die am Wochenende zum achten Mal im Jüdischen Museum Berlin stattfand. Bereits zum 18. Mal wurden Schüler ausgezeichnet. »Als ich von dem Rolf-Joseph-Preis erfuhr, wusste ich sofort, dass ich mitmachen werde«, sagt Neele Heinke aus Oldenburg.
Der Preis ist unter Schülern sehr beliebt.
»Na, alles koscher?! – Jüdisches Leben damals und heute« lautete in diesem Jahr das Thema. Sie entschied sich, eine Facharbeit zum Antisemitismus in ihrer Heimatstadt Oldenburg zu schreiben, und war am Ende überrascht, wie verbreitet der Judenhass ist. Für ihre Arbeit bekam sie den zweiten Preis. Den dritten Preis erhielten Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule Dortmund, die mit dem Projekt »AG gegen rechts – Ein Imagefilm« überzeugten.
SONDERPREIS Ein Sonderpreis wurde der Lehrerin Elisabeth Knopp vom Goethe-Gymnasium in Bad Ems zugesprochen, die zum dritten Mal Schüler auf den Rolf-Joseph-Preis aufmerksam machte und sie begleitete.
»Das Projekt ›Jewish Traces‹ geht weiter – das wärmt unsere Herzen«, sagte Laudator Fabian Herbst von der »Joseph-Gruppe«. »Bleibt dran, es lohnt sich«, gab er den Preisträgern mit auf den Weg und meinte, Rolf Joseph (1920–2012) hätte »jede und jeden Teilnehmer in sein Herz geschlossen«.
Die sogenannte Joseph-Gruppe besteht aus sechs ehemaligen Schülern des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin. Sie hatten als Jugendliche die Biografie des Schoa-Überlebenden aufgeschrieben, im Eigenverlag unter dem Titel Ich muss weitermachen – Die Geschichte des Herrn Joseph veröffentlicht und später den Preis ausgelobt.