Blau und weiß sind die dominierenden Farben an diesem Abend im festlich geschmückten Saal des Gemeindehauses: Blau schimmern die Tischtücher mit den weißen Überwürfen, weiß sind die Hussen auf den Stühlen, die von blauen Schleifen zusammengerafft werden. Dazu ragen Papierfähnchen mit der Flagge Israels aus den Blumengestecken auf den langen Tafeln, schmücken die Bühne und die Raumteiler. Nicht nur die Farbgestaltung entführt nach Israel: Keren Hayesod (KH) hatte zur feierlichen Gala geladen, die Vereinigte Israel-Aktion die bereits seit 90 Jahren Spenden für den jüdischen Staat sammelt.
So wird an diesem Sonntagabend nicht nur die Magbit-Eröffnung gefeiert, sondern auch das runde Jubiläum der IsraelAktion. 150 Gäste sind der Einladung gefolgt, sie werden von Ilan Brandstetter, Vorsitzender des Keren Hayesod Berlin, mit einem Aufruf begrüßt: »Sie sind nicht nur hier, weil sie feiern wollen, sondern, weil sie sich der Verantwortung für den Staat Israel bewusst sind.«
Unterstützung Lala Süsskind, Vorsitzende der Berliner Jüdischen Gemeinde zu Berlin, lobte die Arbeit der Organisation: »Wenn man sieht, was der KH in Israel leistet, wird man stolz – auch als Berliner Jüdin.« Mit der Unterstützung von Keren Hayesod wolle die Gemeinde zeigen, dass sie Teil der jüdischen Welt sei.
Wie die anderen Ehrengäste wird auch Süsskind von Désirée Nick anmoderiert, die durch den Abend führt. Sie habe nicht gezögert, die Anfrage für diesen Abend anzunehmen, erklärt die Kabarettistin: »Eine Gelegenheit wie diese würde ich jederzeit wahrnehmen«, sagt sie. Sie setze sich immer gerne für die Jüdische Gemeinde ein, da sie das Gefühl habe, etwas Richtiges zu tun.
Zionismus Emanuel Nahshon, Gesandter des Staates Israel, betont in seinem Grußwort die Bedeutung der zionistischen Bewegung: »Sie ist die Antwort auf unsere jahrzehntelangen Gebete.« Das Engagement für die Israel-Aktion bedeute so auch, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. »Es ist eine einzigartige Organisation, die sich mit dem derzeit wichtigsten Thema in Israel beschäftigt: der Bildung«, ergänzt Amos Gilad, Sondersicherheitsberater der israelischen Regierung. Er hält einen kurzen Vortrag über die Lage im Nahen Osten, den er einleitet: »Überraschung: Es gibt auch gute Nachrichten!« So seien die Beziehungen zu Jordanien und Ägypten gut und der Terror habe lange Zeit bekämpft werden können. Doch immer noch stelle das Regime im Iran eine potenzielle, substanzielle Gefahr dar, außerdem drohe eine Radikalisierung in der Region. Gilad betont, es müsse nun darum gehen, Israel im Inneren aufblühen zu lassen und vor allem den Bildungsbereich zu fördern: »Deswegen sind solche Organisationen so wichtig«, sagt Gilad.
Musik Nach diesem eindrücklichen Bericht sorgt eine musikalische Einlage der jungen Opernsängern Inbal Levertov für Auflockerung. Auch der darauf gezeigte kurze Film über »90 Jahre Keren Hayesod« versetzt das Publikum wieder in Feierlaune, führt er doch noch einmal vor Augen, was der Fonds in Israel leistet – Errungenschaften, die auch der letzte Redner, Nathan Gelbart, deutscher KH-Vorsitzender, unterstreicht: »Der Keren Hayesod hat fast drei Millionen Einwanderern bei ihrer Integration in Israel geholfen.«
Nach diesen Worten ist das Spendensameln eröffnet: Von Tisch zu Tisch gehen die Umschläge mit den Spendenerklärungen. Für die Bereitschaft, das Portemonnaie zu zücken, gibt es schließlich den »krönenden Abschluss«, wie Moderatorin Désirée Nick es nennt: Das Konzert des »Idan Raichel Project«. Dafür werden die Trennwände, die den Festsaal künstlich verkleinerten, beiseite geschoben, noch einmal 250 Gäste strömen in den Saal. Wenig später tanzen Galagäste und Konzertbesucher vor der Bühne. »Das ist ein sehr erfolgreicher Abend für uns«, bilanziert denn auch KH-Mitarbeiter Udi Lehavi. »Nicht zuletzt, weil Jüngere und Ältere einmal zusammenfanden.«