Auf Einladung des Grünen-Politikers Volker Beck haben am Mittwochabend in Berlin jüdische und muslimische Jugendliche aus Israel die Arbeit des Leo Baeck Zentrums Haifa (LBZ) vorgestellt. In seiner Begrüßungsrede lobte Beck vor allem das 2012 auch in Deutschland aufgeführte Musical Step by Step – Sauwa Sauwa. Das Stück zeige, dass der »Konflikt zwischen Juden und Palästinensern auch friedlich bearbeitet werden« könne, so der Politiker im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages.
Die arabische Israelin Lian Najami und der jüdische Israeli Daniel Mordechay engagieren sich seit Langem in mehreren Projekten des LBZ und sprachen mit den anwesenden Politikern verschiedener Fraktionen über ihre Arbeit. Mordechay berichtete, dass er früher rassistische Vorurteile gegenüber Arabern vertreten hatte.
Seitdem er vor zwei Jahren Schüler des LBZ geworden ist, habe sich dies durch die Begegnungen mit Arabern »komplett geändert«. Dazwischen lag unter anderem das »Friends Forever«-Projekt, bei dem der heute 17-Jährige mit muslimischen Jugendlichen durch die USA reiste.
Koexistenz Lian Najami stammt aus einer muslimischen Familie, besuchte in Haifa eine christliche Schule und macht derzeit am LBZ im Projekt »Youth Playing Culture« mit anderen jungen Menschen Musik. Die 20-Jährige sagte: »Unsere Musik zeigt unsere Einzigartigkeit und vermittelt die Erfahrung der Koexistenz, die ständig im Raum steht.«
Die junge Frau studiert an der Universität Haifa Politikwissenschaft und Englische Literatur. So offen, wie ihre Studienfächer es vermuten lassen, ist auch ihre Weltsicht: »Ich glaube daran, dass alle Grenzen überwunden werden können«. Ziel sei es, dass es kein »die anderen«, sondern nur »uns« gebe.
Der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman hob mit Blick auf den Gaza-Krieg hervor: »Es war kein leichter Sommer für uns – im Gegenteil.« Umso wichtiger sei die Arbeit des LBZ in einer Stadt wie Haifa, die bekannt für die Koexistenz von Juden und Arabern sei: »Das friedliche Miteinander ist das Ziel für das ganze Land, denn wir haben keine andere Wahl.« Einmal mehr werde klar, wie wichtig Bildung und Erziehung seien.
gleichheit Denn das ist der Hauptansatz des LBZ: Die 1938 ursprünglich als Kindergarten für jüdische Flüchtlingskinder aus Deutschland gegründete Einrichtung versucht, durch verbesserte Bildung und Friedenserziehung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gleichheit für alle Bewohner Israels zu schaffen.
Neben progressiven Synagogen und Rabbinern gibt es am LBZ auch eine Highschool, auf der neben Juden auch Bahai, Drusen und Muslime unterrichtet werden. Dani Fesler, der Leiter des Zentrums, erläuterte, dass auf dem Campus unter anderem Hebräisch, Arabisch, Russisch und Amharisch gesprochen wird: »Um ein guter Mensch zu werden, muss man einen langen Weg beschreiten.«
www.leobaeckzentrumhaifa.org