In Kleve soll ein Haus der Begegnung entstehen – auf einem Gelände, auf dem bis 1938 die Synagoge und eine jüdische Schule standen. Zwar befindet sich dort seit 2002 eine Gedenkstätte für die ermordeten und vertriebenen Juden der Stadt, der Bürgerinitiative »Arbeitskreis Haus der Begegnung« ist das jedoch zu wenig. Der Initiator des Projekts, Ron Manheim, befürchtet bei den Gedenkveranstaltungen ein Verkommen »wichtiger Momente zu leeren Ritualen«.
Bürgermeister Theo Brauer teilt diese Einschätzung. »Nur einmal im Jahr, am 9. November« gebe es auf dem Areal »städtisches Leben«, kritisiert er am vergangenen Montag vor rund 120 Gästen bei einem Informationsabend in der Klever Stadthalle. Architektonisch klaffe eine Lücke. »Der Platz ruft förmlich nach einem Treffpunkt, an dem Menschen sich begegnen können«, so Brauer, die Initiative wolle »dieses Gedenkritual aus Erinnerung, Austausch und politischer Aufklärung in den Alltag übersetzen.«
Standort Manheim stellt sich einen Raum vor, in dem »Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus in ihren aktuellen Ausprägungen analysiert und öffentlicher Kritik unterzogen werden.« Und das in »herausgehobener« Lage: Neben der Stiftskirche und mit Blick auf die nahe Schwanenburg sei es »einer der schönsten Orte der Stadt«, schwärmt auch Brauer.
Möchte man derzeit vor Ort mehr über den »Synagogenplatz« erfahren, kann man den »QR-Code« unter einer kleinen Gedenktafel mit dem Smartphone scannen.
Im »Beth HaMifgash«, wie der vollständige Name des Projekts lautet, soll eine Dauerausstellung »die jüdische Geschichte unserer Stadt« vermitteln, erklärt der Bürgermeister. Das aber sei nicht der Schwerpunkt, berichtigt Initiator Manheim. »Das Haus der Begegnung wird kein jüdisches Zentrum!« Es werde »auch kein Zentrum der Religionen allein«, sondern ein Ort für alle – »ob gläubig oder ungläubig«.
Gottesdienste Im großen Mehrzweckraum jedoch werde »die Inneneinrichtung die Durchführung jüdischer Gottesdienste ermöglichen«, ergänzt Manheim, »was aber auch lange Zeit nur eine Geste des Wunsches sein wird, dass sich eines Tages auch in Kleve wieder jüdisches Leben entwickeln möge.«
Wie das Haus der Begegnung baulich ausfallen wird, ist ungewiss. Im Foyer der Klever Stadthalle stehen mehrere Architekturmodelle von Studenten – verwirklicht werden sollen diese aber nicht. »Der ehrgeizige Zeitplan sieht die Sicherung der Finanzierung und die Entstehung eines architektonischen Entwurfs für das Jahr 2014 vor, die Grundsteinlegung für 2015 und die Eröffnung für 2016«, so der Initiator.
Das Beth HaMifgash möge »in der Form eines öffentlichen Cafés seine Türen allen öffnen, die sich zur Ruhe, zum Gespräch und auch zur schönen Aussicht zusammenfinden wollen«. Vor allem soll es ein Platz zum Reden sein, betont Bürgermeister Brauer, natürlich auch zum Streiten, denn »oftmals werden wir aus fundamental anderen Richtungen kommen«. »Das Haus der Begegnung aber wird«, fügt er hinzu, nur dann ein »aktives Zentrum werden, wenn es von einer großen Zahl Bürgerinnen und Bürgern getragen wird«.