Die Synagoge an der Kaiserstraße in Trier ist an diesem Abend voll besetzt. In der rechten Hälfte sitzen die Männer der jüdischen Kultusgemeinde. Auf der linken Seite sitzen die Frauen der Gemeinde. Es ist ein besonderer Anlass, zu dem sich die Mitglieder im Gotteshaus versammeln. Sie feiern den Beginn des Schabbats.
Doch es sind nicht nur Juden, die an diesem Freitag in der Synagoge Gottesdienst feiern. Die Kultusgemeinde hat den Trierer Bischof Stephan Ackermann dazu eingeladen. Der erste Teil des Kabbalat Schabbat wird von Daniel Botmann vorgetragen. Beim Singen des Lecha Dodi erhält Botmann Unterstützung von den Kindern des Jugendzentrums Achrajut.
Bereicherung Den zweiten Teil des Gottesdienstes, Maariw, dem Abendgebet, trägt der Rabbiner Gérald Rosenfeld aus Thionville vor. »Ich freue mich wirklich sehr über diese Einladung«, sagt Ackermann vor dem Gottesdienst. Mit Blick auf das volle Gotteshaus und das Mitwirken der Kinder betont der Bischof, er sei stolz, dass es in Trier eine lebendige jüdische Gemeinde gebe, die auch wächst. »Die Trierer Synagoge ist mehr als ein Monument.«
Das unterstreicht auch Benz Botmann, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde. Er plädiert dafür, dass die katholisch-jüdischen Beziehungen durch Dialoge, Begegnungen und Freundschaften gestärkt werden sollten. Am Rande erzählt Ackermann, dass ihm der erste Besuch eines Schabbat-Gottesdienstes einen »Schrecken in die Glieder gejagt« habe. Er habe die Trierer Synagoge schon als Theologiestudent besucht und, um nicht zu stören, einen Platz in der letzten Reihe gewählt. »Plötzlich haben sich alle nach hinten gedreht und in meine Richtung geschaut!« Er habe damals nicht gewusst, dass sich die Gemeinde während der letzten Strophe des Lecha Dodi zur Tür wendet, um den Schabbat, also den Feiertag, zu empfangen.